Die Berliner Fashion Week hat sich mit ihrem eigenen Berlner Profil international etabliert und war wieder ein voller Erfolg. Foto Haydonperior for BFW
Von Klara Berger
Vom 5. bis 8. Februar traf sich die Modebranche anlässlich der Fashion Week in Berlin, um neue Kollektionen, ihre Designer und Designerinnen und den besonderen Stil der Stadt auf 32 Fashion Shows und 42 Veranstaltungen im Begleitprogramm zu feiern.
Kreative Talente, international relevante Kollektionen, ein junges, begeistertes Publikum und repräsentative Show-Orte: Mit gut 20.000 Gästen aus der ganzen Welt war die Modewoche ein voller Erfolg und hat sich mit einem eigenen Berliner Profil ihren festen Platz in der internationalen Modebranche erarbeitet, ohne den Stil anderer Fashion Weeks zu kopieren. Präsentiert wurde das mutige Narrativ der Berliner Mode, das von verschiedenen Subkulturen und Einflüssen aus Musik, Kunst und kultureller Vielfalt geprägt ist.
Kreative Konzepte, imposante Shows und diverse Modelcasts sorgten für Wow-Momente in der ganzen Stadt. Vor den Veranstaltungsorten bildeten sich lange Schlangen aus einem jungen, trendweisenden und enthusiastischen Publikum. Locations wie das ehemalige C&A-Kaufhaus in Neukölln, die Aufwärmhalle des Olympiastadions, das B7 am Potsdamer Platz , die Turnhalle des Ernst-Reuter-Gymnasiums spiegelten die stilistische Vielfalt der Labels wider und lieferten Besucherinnen und Besuchern quasi zusätzlich eine Sightseeing-Tour durch Berlin – auch bereichert durch die Nutzung kulturell ikonischer Locations wie der Gemäldegalerie am Kulturforum dem Bode-Museum und dem ehemaligen Pressecafé am Alexanderplatz.
Mittelpunkt des Fashion Week Programms bildete der Wettbewerb Berlin Contemporary, bei dem 18 Designer und Designerinnen ausgewählt wurden, die sowohl stilistisch als auch handwerklich und konzeptionell mit internationalem wirtschaftlichem Potenzial überzeugen. Unter den Gewinnern finden sich bereits bekannte, etablierte Labels, aber auch Newcomer Brands, die ihr Debut auf der Berlin Fashion Week gegeben haben. Die 14 deutschen sind Avenir, Dennis Chuene, Kitschy Couture, Lou de Bètoly, Lueder, Malaikaraiss, Marke, Namilia, Olivia Ballard, Rianna + Nina, Richert Beil, SF1OG, Sia Arnika und William Fan. Mit der Auswahl der ukrainischen Labels Bobkova, DZHUS, Glück Clothes und PLNGNS wurde auch in dieser Saison an die solidarische Unterstützung der Ukraine angeknüpft.
Hier einige Eindrücke von den Catwalks (Teil 1). Weitere folgen in einem späteren Beitrag.
RIANNA + NINA
„Opera“ nennt sich die Herbst/Winter 24/25 Kollektion, die das Duo in den imposanten Hallen des Bode-Museums zeigte. Auch diese Saison verwandelten die Berlin Contemporary-Gewinnerinnen wieder einzigartige Vintage-Stoffe in farbenfrohe Unikate, die von einer ganz besonderen Ikone inspiriert waren: Maria Callas, der wohl berühmtesten Operndiva des 20.Jahrhunderts.
Fotos: Boris Marberg for BFW
RIANNA + NINA ist mehr als ein Label. Es ist ein farbenfrohes Universum, erschaffen von zwei Frauen mit einer Liebe für Vintage-Textilien, die rund um den Globus auf Schatzsuche gehen, einer Leidenschaft für Handwerkskunst, einem tiefen Glauben daran, echten, nachhaltigen Luxus für eine extravagante Kundschaft zu kreieren und dem Wunsch, Menschen mit dem Außergewöhnlichen zu begeistern.
Fotos: Boris Marberg for BFW
RIANNA + NINA startete 2014 als kleine Boutique in Berlin, wuchs schnell und erlangte internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung für ihren neuartigen, lebendigen Stil. Heute wird RIANNA + NINA von über 50 erstklassigen Boutiquen und führenden Hotels geführt und zieht mit ihrer neuen Definition von Luxus Kundinnen und Kunden aus der ganzen Welt an. Das engagierte Team von RIANNA + NINA hat seinen Sitz im Herzen Berlins.
PLNGNS
Der ukrainische Designer präsentierte Looks, die ausschließlich aus Upcycling- und Recyclingmaterialien gefertigt wurden, vor allem Sneakers.
Sie zerlegen alte Schuhe und schaffen durch Überarbeitung der Teile etwas Neues. Die Idee besteht darin, eine Marke aufzubauen, die alte, unpassende Schuhe in maßgeschneiderte Designartikel verwandelt, um eine nachhaltige Entwicklung in der Mode zu fördern und die Konsumkultur in der Ukraine anzugehen.
Die Marke wurde im August 2021 gegründet. Und es gibt einen ökologischen Vorteil: Aus Teilen alter Schuhe werden fast ohne CO2-Fußabdruck neue Waren hergestellt, der Rest wird vollständig recycelt.
In dieser Saison zeigt die Kollektion „Ain’t it different?“ von Mitya Hontarenko für PLNGNS erneut, wie Nachhaltigkeit, Handwerkskunst und Zeitgeist zusammenkommen. Es ist die zweite Saison für PLNGNS (Palingenesy) auf der Berlin Fashion Week und im Rahmen von Berlin Contemporary. Das 2021 von Mitya Hontarenko gegründete Label hat bereits mit seinen künstlerisch upgecycelten Sneaker-Kreationen Aufmerksamkeit erregt. Es zeigt nicht nur die geniale Kreativität von Mitya Hontarenko, sondern ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie Nachhaltigkeit, außergewöhnliche Handwerkskunst und zeitgenössischer Geist nahtlos miteinander verschmelzen können. Neben einem eigens komponierten Soundtrack für die Fashionshow, einer Mischung aus elektronischen Beats und traditioneller ukrainischer Musik, hat sich der Designer bewusst für Laienmodelle entschieden.
DZHUS
DZHUS ist eine ukrainische Konzeptmarke, die international für ihre vielseitigen Outfits aus tierversuchsfreien Materialien bekannt ist. Die Musterinnovationen der Designerin Irina Dzhus tragen dazu bei, den physischen Einkauf zu minimieren und aus wenigen, wandelbaren Kleidungsstücken eine vielseitige und dennoch nachhaltige Garderobe zu schaffen. Seit Beginn des Krieges ist DZHUS in die EU umgezogen und hat 30 % seiner Gewinne an ukrainische Tierschutzorganisationen und das Militär gespendet. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 ist DZHUS eine vegetarisch-freundliche Marke und verwendet ausschließlich ethische Materialien.
DZHUS wurde bereits 2015 für den International Woolmark Prize nominiert und ist mittlerweile in Concept Stores in Japan, China, Belgien, Portugal, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Kuwait, Australien und Polen erhältlich und wird weltweit online verkauft. Ursprünglich als Damenbekleidung konzipiert, sind viele DZHUS-Kleidungsstücke in Ästhetik und Passform für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet. Zu den Kunden des Labels gehören die amerikanischen Avantgarde-Musiker Zola Jesus und EYIBRA sowie die Eurovisionsgewinnerin 2016 Jamala aus der Ukraine. Das Modehaus hat mit Filmen wie „Die Tribute von Panem“ und „Star Trek Discovery“ sowie den führenden Kosmetikmarken Saco und Davines zusammengearbeitet.