Boris Bilinsky, Metropolis, 1927, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Seit es Kino gibt, sind Plakate zentrale Medien in der Kommunikation von Film: Sie bringen das Kino auf die Straße und wecken im großen Stil Gefühle. Die Ausstellung „Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten“ präsentiert 300 originale Filmplakate der 1900er- bis 2020er-Jahre aus der Sammlung Grafikdesign der Berliner Kunstbibliothek.
Von links: Andrzej Bertrandt, Solaris, 1972, Erhard Grüttner, Spur der Steine, 1966, Conny, Charles Chaplin in The Pilgrim, 1929, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Ein Kinofilm braucht ein Plakat – selbst in digitalen Zeiten ist es das wichtigste Medium der visuellen Kommunikation. Denn ein gutes Filmplakat ist Werbung und Kunst zugleich: Es verdichtet die Handlung des Films zu einem einzigen prägnanten Bild, fängt Atmosphäre ein und stellt dir Darsteller vor. Es macht neugierig ohne zu viel preiszugeben. Filmplakate bringen zum Staunen, Lächeln oder Stirnrunzeln, sie schüren Spannung, Erinnerung, Erregung oder Bewunderung. Natürlich ist ihre oberste Funktion, auf einen Film aufmerksam zu machen und letztlich zum Kinobesuch anzuregen. Das war so und wird so bleiben, solange es Kinofilme gibt.
Von links: BLT Communications, Das Schweigen der Lämmer, 1991, Kurt Geffers, Rotation, 1949, Gerda Dassing, Solo Sunny, 1979, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Um 1900, kurz nach Erfindung des Kinematografen, kamen erste Filmplakate im Stadtraum zum Einsatz. Die Ausstellung zeichnet eine Geschichte des Filmplakats von 1905 bis heute: von erzählerischen und expressionistischen Lithografien im Stummfilmkino über die weltberühmte moderne Grafik für Neue Filmkunst und Atlas in den 1960er-Jahren bis zu aktuellem Design zwischen Papier und Pixel. Neben deutschen Plakaten sind Frankreich, die USA, Polen und weitere Länder vertreten. Das Spektrum umfasst zwölf Jahrzehnte – im wahrsten Sinne also: Filmplakate aller Zeiten!
Regine Schulz, Star Trek, 1985, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Was ein gutes Filmplakat ausmacht, liegt stark im Auge der Betrachtenden. Es hat mit Geschmack zu tun, und mit persönlichen Erfahrungen. Die Ausstellung wird daher kollaborativ kuratiert: 26 Menschen aus der Film- und Kinobranche haben bei der Auswahl der Exponate aus den rund 5.000 Filmplakaten in der Sammlung Grafikdesign geholfen. Gemeinsam mit der Berlinale-Direktion nominierte Gäste aus den Bereichen Schauspiel, Regie, Kinobetrieb, Filmwissenschaft, Kunst und Grafikdesign wurden eingeladen, je ein Lieblingsplakat auszusuchen und in einem Audioguide ihre Auswahl zu erläutern.
Arthouse bis Blockbuster
In der Auswahl der 26 Gäste sind neben Klassikern wie „Der Golem“ und Kultfilmen wie „The Rocky Horror Picture Show“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“ auch Arbeiten von Isolde Baumgart, Helmut Brade, Dorothea Fischer-Nosbisch, Hans Hillmann und weiteren herausragenden Plakatgestalter vertreten. Die Chronologie der Filmplakate umfasst Blockbuster wie „Der weiße Hai“, „Star Wars“ oder „Herr der Ringe“ ebenso wie Plakate für Arthouse- und Independent-Filme von Neorealismo über New Hollywood bis Pedro Almodovar. Der Superstar unter den Exponaten ist „Metropolis“, ein 1927 von Boris Bilinsky entworfenes Großformat (2,20 x 3 m), von dem wohl nur dieses eine Exemplar in einem Museum erhalten ist. Der Rundgang endet mit Fan Art, handgemalten Großplakaten von Götz Valien und einem Blick auf heutige Sammelstrategien.
Robert McCall, 2001 Odyssee im Weltraum, 1969, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz
Vorspannkino und Kinderstationen
Auch das Bewegtbild fehlt nicht in der Ausstellung: Ein integriertes „Vorspannkino“ zeigt Filmintros und Titelsequenzen, die einen gestalterischen Dialog mit Plakaten eingehen. Für Kinder heißt es „Folgt Paula Popcorn!“: Das Maskottchen führt durch den Family Trail mit interaktiven Stationen zum Hören, Tasten, Spielen und Zeichnen.
Großes Kino“ wird begleitet von einem vielfältigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, bestehend aus Führungen, Workshops, Expertengesprächen, Exkursionen, Stummfilmabenden und mehr. Ein Symposium am 23. und 24. Februar 2024 untersucht das Filmplakat aus zeitgenössischer, insbesondere kritischer Perspektive.
Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten
3. November 2023 – 3. März 2024
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Zusammenarbeit mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin und der Deutschen Kinemathek
Kulturforum, Ausstellungshalle , Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr