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50 Jahre Kultband CITY!

VonRedaktion

Apr 19, 2022

von Klara Berger

50 Jahre Bandbestehen ist ein eher seltenes Jubiläum. Doch Jubilare, die Traditionen pflegen und dennoch aktuell reflektieren, die auch nach vielen Hits kreativ, innovativ und neugierig bleiben, sind ganz besonders selten. Zu letztgenannter Spezies zählt ganz sicher die Berliner Kultband CITY, die mit dem Jahrhunderthit „Am Fenster“ und dem Album „Casablanca“ Musikgeschichte schrieb. 1972 in Ost-Berlin gegründet, begeht CITY nun seinen 50. Geburtstag.

Manfred Hennig, Fritz Puppel, Toni Krahl und Georgi Gogow (von links)

Olaf Leitner, Musikjournalist und profunder Kenner der DDR-Rockszene, sieht CITY exemplarisch für jenen Teil der DDR-Rockmusik, der sich mühte, das Maß an Anpassung gering zu halten und über das Medium Text und Musik mit List, Mut und Intelligenz die bescheidenen Möglichkeiten der Wahrheitsfindung- und verbreitung zu nutzen. „Casablanca“, „Der King vom Prenzlauer Berg“, „Unter der Haut“, „Wand an Wand“, „Das Blut so laut“ und nicht zuletzt „Am Fenster“ – die Songs dieser Band – 15 Millionenmal verkauft – lesen sich wie deutsche Rockgeschichte.

Fritz Puppel, Toni Krahl und Manfred Hennig

Toni Krahl, seit 1975 Sänger und Songwriter der Band, war im Umgang mit der Obrigkeit bereits von leidvollen Erfahrungen geprägt so Leitner. Im Spätsommer 1968 hatte „er naiv aber mit Courage, kleine stümperhaft gestaltete Flugblätter verteilt“, mit denen er gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei protestieren wollte. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. „Prager Frühling. Wut im Bauch. Sechzehn Wochen hinter Gitter, Das war ich“ – singt er auf der neuen CD „Für immer jung“.

„Wir waren die geduldete Opposition – es gab da noch die ungeduldete und die verbotene“, sagt Krahl, heute 73. „Wir saßen immer auf schmalem Grat und da stzen wir immer noch. Wir sind dem heutigen System genauso suspekt wir dem vorherigen. Aber irgendwie macht das Don-Quijote-Spiel auch Spaß. Ohne Gegenwind ist es langweilig!“

Manfred Hennig,Toni Krahl, Fritz Puppel, und Georgi Gogow (von links)

50 Jahre CITY! – Es wird im Jubiläumsjahr ein aktuelles Album mit durchweg neuen Songs geben, der MDR würdigt mit einer Doku und wird eines der Jubiläumskonzerte ausstrahlen. Eine neue Bandbiografie erscheint und nicht zuletzt werden CITY auf den Brettern stehen, die ihnen ihre Welt bedeuten. Die seit nunmehr 5 Jahrzehnten verschworene Band-Gemeinschaft mit Toni Krahl, Fritz Puppel, Georgi Gogow und Manfred Hennig feiern sich und das Ereignis auch mit sieben „Rock-Legenden“-Shows, zusammen mit Silly und Maschine+Band.

Dort und auf zahlreichen weiteren Konzerten werden CITY 50 Jahre Revue passieren lassen, die großen und kleinen Hits sowie persönliche Lieblingslieder spielen. Und sie werden an ihren im Mai 2020 verstorbenen Schlagzeuger Klaus Lemke erinnern, mit dem sie so gern gemeinsam über diie Ziellinie hinausgekommen wären. Sein zu früher Tod ist zweifellos der herbste Schlag in der CITY-Geschichte.

Was weiterhin gil: CITY sind keine Altherrenriege. Sie haben sich das Feuer der Anfangsjahre bewahrt. Sicher sind sie reifer geworden aber keineswegs leiser! Ein besonderer Höhepunkt wird das Konzert am 23.Juli dieses Jahres in der Berliner Parkbühne Wuhlheide sein mit den Berliner Symphonikern und Gästen.

Bei aller Euphorie zu den geplanten Geburtstagsaktivitäten gibt es auch einen Wermutstropfen. Sowohl Tour als auch Album heißen „Die letzte Runde“ und sie wird es auch sein.

Das allerletzte CITY-Konzert findet am 30.12. 2022 in der Berliner Mercedes-Benz-Arena statt.

Auch wenn sich die inzwischen über Siebzigjährigen nun zurückziehen, im Gedächtnis werden sie bleiben. Denn wie resümierte Toni Krahl bereits 1978 im Erfolgshit „Am Fenster“ (Mit dem Text der DDR-Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß): Einmal wissen, dieses bleibt für immer!

Fotos: Ingrid Müller-Mertens

Von Redaktion