Szenenbild. Foto: Ingrid Müller-Mertens
Die an der Komischen Oper Berlin traditionelle konzertante Operette zur Weihnachtszeit geht in die nächste Runde! Nach den Einaktern Oyayaye und Fortunios Lied im letzten Jahr folgt nun mit den „Banditen“, eines der hierzulande nicht ganz so bekannten, aber umso amüsanteren Werke aus der Feder des Menschen-Durchschauers Jacques Offenbach (1819 . 1880), in der er uns eine ebenso banale wie einleuchtende Erkenntnis zum offenbar immer aktuellen Thema Korruption vermittelt:
Man sollte entsprechend seiner gesellschaftlichen Stellung stehlen – so die Quintessenz von Offenbachs letzte abendfüllende Opéra bouffe.
Der Originaltitel Les brigands müsste im Deutschen eigentlich mit Die Räuber übersetzt werden. Doch um eine Verwechslung mit Friedrich Schillers Theaterstück zu vermeiden, wurde der Titel Die Banditen gewählt. Trotz der sehr unterschiedlichen Stile der Werke geht es sowohl bei Schiller als auch bei Offenbach letztendlich um Geld, Macht und ein Aufbegehren gegen die gesellschaftlichen Regeln.
Johannes Dunz, Nadja Mchantaf ,Alexander Kaimbacher und Christoph Späth (re) Fotos: Ingrid Müller-Mertens
Die Banditen waren bei der Premiere 1869 ein Riesenerfolg für den deutsch-französischen Komponisten. Der Deutsch-Französische Krieg ließ Offenbachs Stern ab 1870 jedoch rapide sinken. Dank Max Hopp nun in einer konzertanten Version wieder auf die Opernbühne geholt. Der Liebling des Hauses und bekannte TV-Star macht daraus ganz großes Kino und beweist ohne großen Aufwand aber mit pointiertem Witz und exzellenten Darstellern: Offenbach ist so kritisch wie Schiller – aber viel lustiger!
Eine Räuberbande, angeführt vom ebenso zackigen wie charmanten Hauptmann Falscappa (Alexander Kaimbacher), Polizisten, die so laut mit den Stiefeln knallen, dass wirklich jeder problemlos die Flucht ergreifen kann und Fürsten, die schlichtweg die professionelleren Banditen sind – das ist das Zeug dieser Räuberpistole mit viel musikalischem Witz und großem Chor.
Die Solisten und der überaus spielfreudige Chor ( David Cavelius) begeistern unter der musikalischen Leitung von Adrien Perruchon begeistern nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch und der Funke springt schnell auf das amüsierte Publikum über. Die ebenso opulenten wie wunderbar karikierenden Kostüme (Katrin Kath-Bösel) sind ein Augenschmaus.
Nadja Mchantaf als ebenso clevere wie liebreizende Räubertochter mit einem ebenso lieblichen wie volltönenden Sopran, Johannes Dunz besticht als Fragoletto mit strahlendem Tenor. Elisabeth Rede und ihre Entourage bieten ein hinreißendes, satirisch zugespitztes Panoptikum. Christoph Späth erheitert mit seiner stolpernden trotteligen Hauptmanns-Karikatur und Tom Erik Lie begeistert als langfingriger Schatzkanzler Antonio einmal mehr mit seinem komödiantischen Talent. Nicht zu vergessen die eingängigen, schmissigen Melodien Offenbachs.
Wer dieses komödiantische Feuerwerk erleben möchte muss sich beeilen. Leider gibt es nur noch eine Vorstellung am 30.Dezember.