Eisbärin Hertha im Berliner Tierpark, Foto: © 2024 Zoo Berlin / © 2024 Tierpark Berlin
.In den letzten Tagen kursierte ein Gerücht über einen Jäger durch die sozialen Medien, der vermeintlich von der Jagd auf Eisbärin Hertha im Tierpark Berlin fantasierte. Eine kommerzielle Jagdlizenz für Eisbären, welche tatsächlich in Kanada käuflich zu erwerben ist, hielt der angebliche Eisbärjäger vermummt in die Kamera. Wird Eisbärin Hertha im Tierpark Berlin also wirklich von einem Jäger bedroht? Nein. Glücklicherweise nicht. Doch ihre Artgenossen sind in großer Gefahr, und diese Bedrohung ist äußerst real.
Aus diesem Grund hat der Tierpark Berlin gemeinsam mit dem Journalisten Michel Abdollahi diese Aktion aufgelöst und ist mit einer Crowdfunding-Kampagne für den Arten- und Klimaschutz gestartet. Die Grundlage der Aktion bildet Abdollahis selbst produzierte fünfteilige Dokumentation „Time to Say Goodbye“, in der er sich dem größten Landraubtier der Erde widmet und der Frage auf den Grund geht: Was tun wir Menschen hier gerade mit unserer Umwelt?
Aktuell gibt es weltweit nur noch etwa 25.000 Eisbären. Die größte Bedrohung für diese Tierart sind die steigenden Temperaturen und der verbundene Verlust ihres Lebensraumes. Eisbären sind auf das Eis in der Arktis angewiesen, um erfolgreich zu jagen. Doch mit dem fortschreitenden Klimawandel werden die Zeiten, in denen das Eis verschwindet, immer länger. Dies wirkt sich negativ auf Gesundheit und Fortpflanzung aus und bedroht langfristig das Überleben des Eisbären.
Klima- und Artenschutz ist Teamarbeit: Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist bei solch globalen Herausforderungen wie diesen der einzige Schlüssel zum Erfolg. Zoo und Tierpark Berlin engagieren sich für den Eisbärschutz und sind als Arctic Ambassador Center der NGO Polar Bears International Teil eines globalen Netzwerkes. „Wir arbeiten mit anderen Forschenden, um wichtige Grundlagenforschung zu ermöglichen. Nur mit wissenschaftlich fundierten Ergebnissen können wir sinnvolle Maßnahmen – wie zum Beispiel geeignete Schutzgebiete – empfehlen. Viele wichtige Erkenntnisse, etwa zum Aufzuchtverhalten, konnten nur in Zusammenarbeit mit wissenschaftlich geführten zoologischen Einrichtungen gewonnen werden“, erklärt Biologe Dr. Florian Sicks. „Wir sehen uns aber auch in der Verpflichtung, Umweltbildung zu betreiben. Nicht jeder Mensch kann, will und sollte in die Arktis reisen, um den größten Landraubtiere der Erde einmal Auge in Auge gegenüberzustehen. Aber wenn auch nur die Hälfte unserer 5 Millionen Gäste die Begegnung mit unseren Tieren um Anlass nimmt, zu reflektieren, was wir in unserem eigenen Alltag verändern könnten, um den Lebensraum der Eisbären, haben wir etwas bewirkt“, ergänzt er.
Michel Abdollahi zeigt in seiner Dokumentation, wie er einen Film über bizarre Orte machen wollte, am Nordpol landete, auf Eisbärenjagd ging und vom Journalisten zum Aktivisten wurde. „Die Begegnung mit einem echten Eisbären ist einfach unbeschreiblich. Doch dieses Privileg, Eisbären im natürlichen Lebensraum zu begegnen, ist nur sehr wenigen Menschen vorbehalten. Der Gedanke, dass dieses Geschöpf möglicherweise schlicht nicht mehr existieren wird, ist vollkommen grotesk“, erklärt Michel Abdollahi. „Und wenn wir das wirklich verhindern möchten, müssen wir uns mit anderen Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft und Institutionen wie dem Tierpark Berlin zusammenschließen und immer und immer wieder Überzeugungsarbeit leisten – jeder für sich und gemeinsam“, ergänzt Abdollahi. Um die Dokumentation möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, ist sie ab heute kostenfrei zu sehen: www.youtube.com/@truth.unscripted
Um dem Appell auch Taten folgen zu lassen, hat Michel Abdollahi ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, das unter anderem Klima- und Artenschutzprojekte unterstützt. Alle Informationen dazu finden sich hier: www.truth-unscripted.com