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Camille Claudel und Bernhard Hoetger – Emanzipation von Rodin

VonRedaktion

Juni 6, 2025

Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901,Bremen, Paula Modersohn-Becker-Museum, Foto: Freiraumfotografie

Die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie führt erstmals seit 1905 die Werke zweier Künstler-Persönlichkeiten zusammen, deren Werk und Wege sich in Paris mehrmals kreuzten: Camille Claudel (1864–1943) und Bernhard Hoetger (1874–1949). Beide vereint das Streben nach Anerkennung und die gleichzeitige Abkehr vom Meister der französischen Bildhauerei Auguste Rodin (1840–1917). Im Brennglas der Moderne entwickelten sowohl die französische Bildhauerin als auch der zehn Jahre jüngere deutsche Bildhauer eine künstlerische Vitalität, die internationale Strahlkraft entfaltete und bis heute nachwirkt.

Stehen Malerinnen schon seit Längerem im Fokus der Forschung, so haben sich jüngst die internationalen Bemühungen um die bildhauerisch arbeitenden Frauen verstärkt. Die Ausstellung nimmt eine bislang unerforschte Konstellation zum Ausgangspunkt, um beispielhaft anhand einer französischen Bildhauerin und eines deutschen Bildhauers den deutsch-französischen Kulturtransfer der Jahrhundertwende zu untersuchen.

1905 richtete der Pariser Galerist Eugène Blot der französischen Bildhauerin Camille Claudel und dem jungen deutschen, in Paris weilenden Künstler Bernhard Hoetger eine Doppelausstellung ein. Die Ausstellung und Begegnung mit dem versierten Impressionisten-Händler Blot war für beide von zentraler Bedeutung – besonders für eine zunehmend eigenständige Wahrnehmung und Verbreitung von Claudels Œuvre, die als eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart gewürdigt wurde. Präsentiert wurden zwölf Bronzen Claudels, darunter heute international bekannte Ikonen wie „La Valse“ (1889–1905), „L’Implorante“ (1894–1905) oder „La Vague“ (1897) sowie 33 Bronzeplastiken von Hoetger zusammen mit Gipsen und Zeichnungen des Künstlers.

Darunter Claudels monumentales Hauptwerk aus dem Musée d’Orsay „L’Âge mûr“, ihr kunstvoll aus Onyx und Bronze gestaltetes Werk „La Vague“ aus dem Musée Rodin oder Hoetgers eindrucksvolle „Blinde“ aus dem Paula Modersohn-Becker-Museum Bremen. Thematische Räume kontextualisieren die 1905 präsentierten Werke der beiden, etwa in der Pariser Kunstszene der Zeit, in der Bewegung des Impressionismus’ oder beleuchten die damals speziellen Seh- und Ausstellungsgewohnheiten des 19. Jahrhunderts. Die Ausstellungsgestaltung greift diese gestalterischen Besonderheiten auf und präsentiert die meist kleinformatigen bildhauerischen Werke zwischen Zimmerpflanzen, Draperien, Teppichen und verschiedenartigen Sockeln.

Die Ausstellung kontextualisiert den jüngsten Zugang der Nationalgalerie von Claudel: 2024 gelang der Alten Nationalgalerie mit Unterstützung der Ernst von Siemens-Kunststiftung der Ankauf einer Bronze von Camille Claudel. Ihre sogenannte „L’Implorante“ (1894–1905) stellt damit nicht nur einen direkten Bezug her zu den in der Sammlung der Nationalgalerie vorhandenen Werken ihres Lehrers, Mentors und Geliebten, Auguste Rodin (1840–1917), die Erwerbung schließt auch eine entscheidende Lücke im Bereich der impressionistischen Bildhauerei und ergänzt den Sammlungsbestand an Künstlerinnen durch eine gewichtige Position.

Camille Claudel und Bernhard HoetgerEmanzipation von Rodin

Museumsinsel Berlin, Alte Nationalgalerie

bis 28. September 2025

Bodestr. 1-3, 10178 Berlin

Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr

Informationen zum Begleitprogramm unter https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/alte-nationalgalerie/veranstaltungen/

Von Redaktion

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