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Berlin Art Week – die Hauptstadt als Hotspot zeitgenössischer Kunst

VonRedaktion

Sep 11, 2024

Fünf Tage lang können Kunstfans wie in einem Brennglas die Energie und die Kreativität der Berliner Kunstszene erleben, die Anziehungspunkt und Reibungsfläche zugleich ist und sich in einer großen künstlerischen Vielfalt ausdrückt.

Vom 11.—15. September 2024 findet die 13. Ausgabe der Berlin Art Week (BAW) statt. In diesem Jahr begeistern mehr als 100 Partnerinnen und Partner, darunter Museen über Ausstellungshäuser, Privatsammlungen, Projekträume sowie zahlreiche Galerien in der ganzen Stadt mit einem umfangreichen Festivalprogramm voller Ausstellungseröffnungen, Sonderprogramme, Talks, Workshops und vielem mehr.

Als besonderes Highlight ist der Festivaltreffpunkt BAW Garten als zentrale Anlaufstelle zu Gast am Gropius Bau und lädt während der gesamten Festivalwoche zu täglich wechselndem Programm ein. Im BAW Garten findet man zudem Informationen zum Tourenangebot durch die verschiedenen Berliner Kieze sowie alles rund um das Gesamtprogramm der Berlin Art Week, um von hier aus in die ganze Stadt auszuschwärmen.

Ob Talks zu Themen wie Nachhaltigkeit in der Ausstellungspraxis mit Elke Buhr und Gallery Climate Coalition, Gespräche zur Stadtflucht Berliner Kulturschaffender mit Gudrun Gut oder Kunst und Crime mit Christoph Amend und Peter Raue, Food Demonstrations von Rirkrit Tiravanija und Berlins berühmtem ›Thaipark‹, Kinderworkshops zu Weltall und Wunderwesen oder abendliche DJ-Sets—es gibt für jeden etwas zu entdecken.

Eine temporäre künstlerische Installation kuratiert von ›Something Fantastic‹ reflektiert Veränderungsprozesse im Stadtraum in einer postautomobilen Zukunft und schafft Bühnen für die verschiedenen Programme des BAW Gartens.

Eine Vielzahl an nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern repräsentieren zur Berlin Art Week in diesem Jahr die diverse Berliner Kunstszene. Von Mariechen Danz in der Berlinischen Galerie über Samuel Fosso im Kindl—Zentrum für zeitgenössische Kunst, Sigmar Polke im Schinkel Pavillon oder Candida Höfer in der Akademie der Künste bis hin zu Gisèle Vienne im Haus am Waldsee, dem Georg Kolbe Museum und den Sophiensælen, gibt es spannende Positionen zu entdecken.

Aus der Vielzahl des spektakulären Angebots hier nur einige Beispiele :

Mariechen Danz. edge out“ – Berlinische Galerie

Mariechen Danz (* 1980 in Dublin, Irland) erhält den GASAG Kunstpreis 2024. Die in Berlin lebende Preisträgerin befasst sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Methoden und Modellen menschlicher Erkenntnis. In raumgreifenden Installationen und Performances und kombiniert klassische wissenschaftliche Systeme der Aneignung und Beschreibung von Welt mit subjektiven, alternativen und magischen Denkweisen.

Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Forschung ist der fragmentierte Körper des Menschen, dessen Organe, Körperfunktionen und Wahrnehmungsprozesse modellhaft neue Wege der Erschließung, des Austauschs und der Notation von Wissen, Wahrheit und Geschichte beschreiben.

Gisèle Vienne – Haus am Waldsee

Ein Highlight ist zweifellos die Präsentation der französisch-österreichische Choreografin, Künstlerin, Regisseurin und Puppenspielerin Gisèle Vienne , deren vielschichtiges und eigenwilliges Werk erstmals in seiner ganzen Komplexität erfasst werden kann. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sie ein Werk geschaffen, das die Träume und Abgründe von Adoleszenz und Gegenkultur nachzeichnet. Viennes Kreationen, sowohl auf der Bühne als auch in ihrer visuellen Praxis, werden von anthropomorphen Figuren, Puppen, Masken, Tänzerinnen und Tänzern belebt, die die Sehnsüchte und Ängste, aber auch das subversive Potenzial, das in der Kindheit liegt, erkunden. In der als Theaterstück inszenierten und eigens für das Haus am Waldsee entwickelten Ausstellung schafft Vienne ein Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und hinterfragt konventionelle Wahrnehmungsmuster. In ihren Puppenspielen spricht sie Tabuthemen der Gesellschaft an wie Gewalt gegen Kinder, Femizide oder Vergewaltigung.

In gleich drei Berliner Institutionen sind jetzt Gisèle Viennes Arbeiten zu entdecken. Im Haus am Waldsee zeigt sie in der Ausstellung „This Causes Consciousness to Fracture – A Puppet Play“ ein Puppenspiel, das ganz ohne Bewegung auskommt. Zu sehen sind lebensgroße und lebensechte Puppen von Teenagern. Im Georg-Kolbe-Museum werden Gisèle Viennes Arbeiten im Dialog mit historischen Werken von Künstlerinnen der europäischen Avantgarde, wie Hannah Höch oder Sophie Taeuber-Arp gesetzt. Und die Sophiensäle zeigen zur Art Week Viennes Film „Jerk“. In „Jerk“ erzählen in dem Handpuppen eine wahre Serie von Sexualmorden an Jungen und jungen Männern nach.

DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG – Gropius Bau

Im Gropius Bau erweitert Rirkrit Tiravanija den konventionellen Kunstbegriff und schafft Situationen, in denen soziale Interaktionen und sinnliche Erfahrungen verhandelt werden. Seit den frühen 1990er Jahren lebt Tiravanija teilweise in Deutschland und hat immer wieder künstlerische Arbeiten entwickelt, die sich mit kulturellen Eigentümlichkeiten, Migration und der politischen Gegenwart des Landes beschäftigen. 

DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG versammelt erstmals diese Werke, die auch die Bedeutung von Berlin und Deutschland als Ort künstlerischer Produktion für Tiravanija zeigen. Der Titel der Ausstellung ist dem Vorspann von Rainer Werner Fassbinders Film Angst essen Seele auf von 1974 entliehen, dessen Schilderung von anti-arabischem Rassismus gegen den sogenannten Gastarbeiter Ali heute, 50 Jahre später, erschreckend aktuell ist. Die umfangreiche Ausstellung umfasst Arbeiten auf Papier, Skulpturen, Fotografien, Multiples und eine Auswahl selten gezeigter Super-8-Filme sowie regelmäßige Aktivierungen zentraler ephemerer und partizipatorischer Arbeiten des Künstlers von den 1980er Jahren bis heute. Dabei steht die Sprengkraft seiner Praxis immer im Mittelpunkt: Institutionelle Grenzen und Kategorien werden ausgetestet; es wird laut, es wird gekocht, gegessen und gespielt.

Nazanin Noori im Kranzler Eck

Die Berliner Künstlerin mir iranischen Wurzeln eröffnet anläßlich der Art Week ihre erste Einzelausstellung unter dem Titel ›THE ECHO OF PROTEST IS DISTANT TO THE PROTEST‹ In der Ausstellung zeigt sie neben installativen und Soundarbeiten erstmals skulpturale Werke. Als Erweiterung der Ausstellung gestaltet sie das Schaufenster des Michelin-Sternerestaurants Nobelhart & Schmutzig. Am 13. September beginnen die Proben für ihre erste Inszenierung am Maxim Gorki Theater, wo sie eine installative Sprechoper mit Gedichten der Dichterin Forough Farrokhzad unter dem Titel ›I PITY THE GARDEN‹ realisieren wird.

„Discovering collections“ Besuch bei Sammlerinnen und Sammlern

Die Art Week bietet in diesem Jahr auch die Gelegenheit, Sammlerinnen und Sammler zu Hause zu besuchen, die ihre Privatwohnungen öffnen und zeigen, wie man mit Kunstwerken zusammenleben kann. Hier sollte man sich allerdings anmelden. Die Touren sind begrenzt und erfahrungsgemäß schnell ausgebucht.

Auch der Kunstmarkt präsentiert zur Berlin Art Week mit der Positions Berlin Art Fair, dem VBKI-Preis Berliner Galerien und einer Gallery Night by Gallery Weekend Berlin seine volle Strahlkraft.

Nun hat man also die Qual der Wahl unter den mehr als 300 Veranstaltungen, darunter über 70 Ausstellungseröffnungen von internationalen Größen bis zu aufstrebenden Berliner Talenten. Zu erleben in mehr als 100 renommierten Museen und Ausstellungshäusern, Privatsammlungen, Projekträumen, einer Messe und zahlreichen Galerien in der ganzen Stadt.

Fotos: Ingrid Müller-Mertens

https://berlinartweek.de/en/journal

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