Nun mag der Berlin-Tourismus in den letzten Jahren einige schmerzhafte Dämpfer erfahren haben. Doch die Hauptstadt hat eine ganze Reihe von Leuchttürmen, die weit ins In- und Ausland strahlen und nach wie vor große Besucherzahlen nach Berlin locken. Dazu zählt zweifellos der Friedrichstadt-Palast Berlin, der mit seinen hochattraktiven Programmen nicht nur die Krone der Varieté-Kunst in Deutschland trägt, sondern auch international in der ersten Liga der Revue-Theater mitspielt.

Varieté mit Historie
Das hat auch mit der einmaligen Geschichte des Hauses zu tun. Der Vorgängerbau – der Alte Friedrichstadt-Palast – residierte in einem Markthallen-Gebäude aus dem Jahr 1867 neben dem Gebäude des heutigen Berliner Ensembles. Dieses wurde dann mehrfach umgebaut und als Zirkus und Showtheater genutzt, bevor Max Reinhardt es 1917 als „Großes Schauspielhaus“ übernahm. 1947 erhielt es den Namen Friedrichstadt-Palast und wurde bis 1980 für Theater-, Operetten- und Varieté-Aufführungen genutzt. Es musste schließlich auf Grund der im Boden verfaulten Fundamentpfeiler geschlossen und abgerissen werden.

In unmittelbarer Nähe – direkt an der Friedrichstraße – entstand 1984 der neue Friedrichstadt-Palast mit seiner unverwechselbaren orientalisch anmutenden Architektur und modernster Bühnentechnik. An der Südseite und Nordseite des Palast-Gebäudes zeigen drei mal drei Meter große Beton-Reliefs von der Bildhauerin Emilia N. Bayer die Geschichte des Palastes als Zirkus, Schauspielhaus und Varieté-Theater.
Friedrichstadt-Palast mit Superlativen
Auch heute macht das Haus mit einigen Superlativen dem Wort „Palast“ in seinem Namen alle Ehre. Mit seinen insgesamt 1895 Sitzplätzen ist der Friedrichstadt-Palast der größte Theaterbau in Berlin und besitzt mit 2854 Quadratmetern bespielbarer Gesamtfläche die weltweit größte Theaterbühne. Da ist bei den Inszenierungen seit Jahr und Tag nicht kleckern, sondern klotzen angesagt – vom Publikum erwartet und honoriert. Die Besucherzahlen sprechen für sich. Der Friedrichstadt-Palast verzeichnete im Jahr 2024 eine Rekordzahl von 550.182 Gästen, womit der bisherige Rekord von 2019 mit 545.129 Besuchern noch übertroffen werden konnte.

Diese erfolgreiche Strategie wird von Intendant Berndt Schmidt, der seit der Spielzeit 2007/2008 im Amt ist, mit der Premiere des neuen Programms „Blinded by Delight“ fortgesetzt. Das Produktionsbudget, so wird stolz verkündet, beträgt 15 Millionen Euro und avanciert damit zur bisher teuersten Produktion des Palastes.
Für diese neue Show haben der Intendant und Produzent Schmidt und sein erfolgreicher Autor und Regisseur der letzten Jahre Oliver Hoppmann die Stückidee höchstselbst in die Hand genommen. Sie wollen an die Inszenierungen mit Showrekorden des Palastes der letzten Jahre anknüpfen. Schon die nahezu ausverkauften Voraufführungen (Previews) über mehrere Tage vor der offiziellen Premiere am 8. Oktober waren dafür ein gutes Omen.

Die Story der Show „Blinded by Delight“ auf gut Deutsch „Geblendet vor Entzücken“ ist eingebettet in Traumwelten. Es geht darum, in die Welt des Glücks zu gelangen. Die Hauptdarsteller sind Luci, dargestellt von Denise Lucia Aquino, die den Mann ihrer Träume trifft. Die Rolle ihres Traum-Mannes spielt Julian David. Weiter treten in der Stückhandlung die Glückshormone Oxytocin, Dopamin, Serotonin und Endorphin auf, gespielt von Myrthes Monteiro, Markus Fetter, Marc Chardon und Floor Krijnen. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Show für Luci die große Frage, die sich, wie der Pressetext meint, uns allen einmal stellt: Bleiben wir realistisch oder haben wir den Mut unsere Träume zu leben? Lassen wir die Träume vorbeifliegen oder halten wir sie fest?

Einzigartige Ballett-Compagnie
Sie alle, die Hauptdarsteller, gehen auf eine Reise in die Welt der Träume und des Glücks, aber nicht allein. Insgesamt erlebt der Zuschauer den Auftritt von über einhundert(!) Tänzern und Artisten auf der Bühne. Da ist zuallererst die erstklassige internationale Ballett-Compagnie mit 60 Künstlern aus 28 verschiedenen Nationen – auch das weltweit einzigartig. Das berühmte traditionelles Markenzeichen ist die Girl-Reihe, in der sich in der heutigen Show 32 Tänzerinnen und Tänzer perfekt synchron bewegen. Seit dem Jahr 2023 dürfen hier alle Geschlechter mittanzen, die die tänzerischen Herausforderungen erfüllen und das Aushängeschild des Palastes trägt nunmehr den Namen „Kickline“. Ballettdirektorin Alexandra Georgieva sorgt mit der Choreografie der „längsten Kickline der Welt“ wiederholt für Gänsehautmomente bei den Zuschauern.

Artisten mit spektakulärer Akrobatik
Außerdem treten in der Grand Show Artisten mit spektakulärer Akrobatik auf, mit zwei Schleuderbrettern, Aerial-Darbietungen an den Ringen und Darbietungen auf dem Handstand-Stab. Einzigartig in der bisherigen Geschichte des Varieté-Palastes: Mit einem eigens gebauten Rampen-Parcours wird erstmals ein BMX- und Halfpipe-Act ein Teil des Show-Programms sein.

500 Kostüme für die Show entworfen
Einen großen Stellenwert in einem solchen Varieté-Programm hat das Kostümdesign. Dafür sorgt der amerikanische Stardesigner Jeremy Scott, der für die Show alle 500 (!) Kostüme entworfen hat in einer Mischung aus Haute Couture und Popkultur. Die Partnerschaft des Palastes mit dem Weltunternehmen Swarovski setzt der Stardesigner in den aufwendig gefertigten Kostümen für die ikonische Kickline fort. Hier werden über vier Millionen funkelnde Swarovski-Kristalle eingesetzt und verleihen der Inszenierung einen glamourösen Anblick.
In einer Grand Show mit einer spektakulär großen Bühne beeindruckt vor allem das Bühnenbild. Hier sticht die große „Zylindra“ hervor, ein überdimensionales Bühnenelement mit 12 Metern Durchmesser, 6 Metern Höhe und einem stolzen Gewicht von 46 Tonnen, das im Bühnenboden verschwindet. Und ein eigens für die Show gebautes Wasserbecken mit einer Größe von 173 Quadratmetern und einem Fassungsvermögen von 5200 Litern erlaubt spektakuläre Wasserszenen in der Traumwelt der Handlung.
Show mit bildlicher Erzählweise
Die Laufzeit von „Blinded by Delight“ ist wieder für zwei Jahre bis zum Sommer 2027 geplant. Für das Stammpublikum des Friedrichstadt-Palastes bekannt, für neue Besucher doch erwähnenswert: Revue-Shows sind keine Musicals. Ihr innerer Zusammenhang basiert vornehmlich auf einer bildlichen und nicht textlichen Erzählweise. Daher ist das Programm auch für Gäste ohne Deutschkenntnisse geeignet. Und für deutschsprachige Besucher muss der Titel nicht übersetzt werden – sie wollen und werden ihn bei der Aufführung selbst eindrucksvoll erleben.
Fotos: © Ingrid Müller-Mertens
Quelle:https://www.keusch-reisezeiten.de