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„Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“

VonRedaktion

Jul 3, 2023

Max Kurzweil, Dame in Gelb, 1899, Wien Museum © Birgit und Peter Kainz, Wien Museum

Die aktuelle Sonderausstellung in der Alten Nationalgalerie widmet sich erstmals in einem spannenden Vergleich den drei Kunstmetropolen München, Wien und Berlin zum Ausgang des 19.Jahrhunderts.

Im deutschsprachigen Raum vollzog sich in der künstlerischen Avantgarde in zunehmendem Maße die Abspaltung von den überkommenen Strukturen nach den Kriterien der königlichen Kunstakademien, dem starren wilhelminische Kunstgeschmack und der gefühlsseligen habsburgischen K.u.K.-Tradition. Künstler und Künstlerinnen strebten nach Freiheit , ästhetischem Pluralismus und inhaltlicher und formaler Individualität. Jenseits der traditionellen Künstlervereinigungen bildeten sich nun die sogenannten Secessionen, neuartige Zusammenschlüsse, wo nach individueller künstlerischer Freiheit sowie nach internationaler Vernetzung gestrebt wurde.: 1892 in München, 1897 in Wien und schließlich 1899 in Berlin.


Wilhelm Schulz, Plakat für die 2. Ausstellung der Berliner Secession, 1900, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Foto: Dietmar Katz

Damit manifestierte sich in der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts der sich bereits seit einiger Zeit andeutende Umbruch der Kunst hin zur Moderne Die Secessionen proklamierten im Sinne des Individualismus die Freiheit der Kunst und zielten auf eine Verflechtung mit den internationalen Avantgarden. Progressive Kunst aus dem europäischen Ausland – unabhängig von der Stilrichtung – wurde vorgestellt und befruchtete die heimische Kunstentwicklung.

Dadurch entwickelten sich die Ausstellungen zum Sammelbecken aller avantgardistischen Künstler und Künstlerinnen, zu elitären Talentschauen und bedeutenden kulturellen Ereignissen. Verglichen mit den herkömmlichen Großausstellungen galt eine strenge Auswahl nach Qualität. Diese innerhalb einer Vereinigung extremer Individualisten jeweils neu zu definieren und durchzusetzen bescherte reichlich Konfliktpotenzial und führte schnell zu neuen Abspaltungen.

Zu den prägenden Protagonisten der neuen Kunstströmungen wie Symbolismus, Jugendstil und Impressionismus gehörte in erster Linie das oppositionelle Maler-Dreigestirn Franz von Stuck, Max Liebermann und Gustav Klimt.

Der Symbolist, der Impressionist, der Jugendstilmaler – drei Männer zunächst, die den Furor der Traditionalisten riskierten. Malende Frauen hatten noch keinen Zutritt zu den staatlichen Kunsthochschulen, das erlaubte erst die Weimarer Republik. Aber sie wagten sich mutig in das Fahrwasser der einflussreichen Kollegen.

Die Ausstellung unternimmt den Versuch, die äußerst heterogenen öffentlichen Präsentationen der Secessionen in einer Auswahl an Werken unterschiedlichster Künstler und Künstlerinnen nacherlebbar zu machen. Darunter sind Hauptwerke von Größen wie Klimt, Stuck, Liebermann, aber auch Arbeiten, die heute eher nur noch Experten bekannt und zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind.

Den Kuratoren war es daher wichtig, in einer Neubetrachtung der Secession nicht nur den enormen thematischen und gestalterischen Facettenreichtum abzubilden, sondern auch auch die Rolle der Künstlerinnen innerhalb der Vereinigungen hervorzuheben und nicht zuletzt auch die erstmals thematisierte soziale Frage.

So zeigen die Arbeiten der Berliner Secessionsvertreter Käthe Kollwitz und Hans Baluschek in ihren Werken soziales Gewissen und gesellschaftskritisches Potenzial.

Die Ausstellung umfasst rund 200 Gemälde, graphische Arbeiten und Skulpturen von 80 Künstlern. Darunter Werke von Lovis Corinth, Josef Engelhart, Hugo von Habermann, Emilie von Hallavanya, Thomas Theodor Heine, Dora Hitz, Josef Hoffmann, Max Klinger, Käthe Kollwitz, Max Kurzweil, Walter Leistikow, Sabine Lepsius, Elena Luksch-Makowsky, Carl Moll, Koloman Moser, Maria Slavona, Max Slevogt, Fritz von Uhde, Lesser Ury, Otto Wagner, Julie Wolfthorn sowie von internationalen Gästen wie Ferdinand Hodler, Edvard Munch, Auguste Rodin, Giovanni Segantini oder Jan Toorop.

Museumsinsel Berlin, Alte Nationalgalerie

Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann

bis 22. Oktober 2023

Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Wien Museum

Von Redaktion