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Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor zurückgetreten

VonRedaktion

Jan 6, 2023

Nach 30 Jahren erfolgreicher Tätigkeit ist Daniel Barenboim aus gesundheitlichen Gründen als Generalmusikdirektor der Staatsoper zurückgetreten. Foto: Archiv Berliner Umschau/Ingrid Müller-Mertens

Zum Jahreswechsel hatte Daniel Barenboim nach langer krankheitsbedingter Bühnenabstinenz noch sein umjubeltes Comeback am Dirigentenpult der Berliner Staatsoper gegeben – im Sitzen und sichtbar gesundheitlich angeschlagen. Nun muss sich Daniel Barenboim eingestehen, dass er nicht weiter als Generalmusikdirektor arbeiten kann. Der weltberühmte Dirigent und Pianist Daniel Barenboim tritt nach über 30 Jahren von seinem Amt als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden zurück. Wie das Haus am 6.Januar bekanntgab, legt er sein Amt zum Ende des Monats nieder. Der 80-jährige begründete den Rücktritt mit seiner schweren Erkrankung.

Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle. Foto: Monika Rittershaus

„Leider hat sich mein Gesundheitszustand im letzten Jahr deutlich verschlechtert. Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird“, wird er in der Mitteilung zitiert. „Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich zum 31. Januar 2023 diese Tätigkeit aufgebe. Ich bitte den Kultursenator um Auflösung des Vertrages zwischen uns zum genannten Zeitpunkt.“

Neben seiner Funktion als Generaldirektor der Staatsoper war Barenboim bis August 2002 auch ihr Künstlerischer Leiter. Im Herbst 2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. Neben zahlreichen weiteren musikalischen Projekten rief Barenboim gemeinsam mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said auch die Barenboim-Said-Akademie in Berlin ins Leben, in der junge Musiker aus dem Nahen Osten ausgebildet werden.

Der 1942 in Argentinien geborene Musiker gilt als einer der bedeutendsten Künstler im Bereich klassischer und zeitgenössischen Musik. Er arbeitete unter anderem auch an vielen anderen großen Konzerthäusern in aller Welt – so in London, Wien und Paris.

In jüngster Zeit war Barenboim mehrmals ausgefallen. Im Februar musste er sich einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule unterziehen. Anfang Oktober hatte Barenboim öffentlich gemacht, dass bei ihm eine schwere neurologische Erkrankung diagnostiziert worden sei. In der Folge hatte er unter anderem das Konzert zu seinem 80. Geburtstag am 15. November absagen müssen.

Zuvor musste Barenboim bereits das Dirigat für die zu seinem Geburtstag realisierte Neuinszenierung von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper abgeben. Für ihn sprangen Christian Thielemann und Thomas Guggeis am Pult ein. Thielemann vertrat Barenboim auch während der Asientour mit der Staatskapelle.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bedauerte den Rücktritt und wünschte ihm gute Besserung. Barenboims Tätigkeit an der Staatsoper sei ein „Glücksfall“ für Berlin und Deutschland gewesen, erklärte sie. Er habe das Haus in dieser Zeit „zu Weltruhm geführt“.

Staatsoper Unter den Linden. Foto: Ingrid Müller-Mertens

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagte in einem ersten Statement, er sei überzeugt, Daniel Barenboim habe die richtige Entscheidung getroffen. Sie sei reflektiert und stelle das Wohl der Staatsoper und der Staatskapelle in den Vordergrund.

„Nach Jahrzehnten seiner Arbeit in und für Berlin kann ich nur sagen, dass Daniel Barenboim ein Jahrhundertkünstler ist und eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die in Berlin wirken“, sagte Klaus Lederer. Er empfinde deshalb trotz des Respekts für die Entscheidung Barenboims auch Bedauern. Das wichtigste Gut sei allerdings die Gesundheit.

Daniel Barenboim kündigte allerdings an, weiterhin als Musiker tätig sein zu wollen: „Selbstverständlich bleibe ich – solange ich lebe – mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin“.

Von Redaktion