• Mo.. Dez. 22nd, 2025

Ost-Berliner West-Coast-Blues in der Komischen Oper

VonRedaktion

Dez. 22, 2025

Die an der Komischen Oper Berlin traditionelle konzertante Operette zur Weihnachtszeit hat glücklicherweise die harschen Sparmaßnahmen überlebt. Wie nun schon seit vielen Jahren, hat dieser weihnachtliche Spaß Seltenheitswert und wird leider nur zwei Mal aufgeführt. Ein großer Aufwand, den die Komische Oper sich zur Freude ihrer Fans jedes Jahr leistet.

Nach dem großen Erfolg von Gerd Natschinskis DDR-Operette Messeschlager Gisela im Sommer 2024 widmet sich die Komische Oper Berlin nun einem weiteren Highlight des „Heiteren Musiktheaters“: Mit In Frisco ist der Teufel los wagte Guido Masanetz (1914–2015) im Jahre1962 einen musikalischen Ausflug ins kapitalistische Ausland. Natürlich unter dem Vorwand der Kritik am „Klassenfeind“.

Nach der Uraufführung am Berliner Metropol-Theater im Jahr 1962 wurde das Werk in über 70 Inszenierungen an nahezu allen Musiktheatern der DDR gespielt. Und auch in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks – etwa in der Slowakei, Ungarn und Polen – erfolgreich aufgeführt.

Alexander von Hugo, Sophia Euskirchen, Hans Gröning, Alma Sadé, Tobias Joch (v.links)

Nach der Wende 1989 verschwanden die zahlreichen Werke dieses Genres schlagartig von den ostdeutschen Bühnen und hatten keine Chance, in den „Westen“ importiert zu werden. Eine rein politische Entscheidung, wie man nun, dank der mutigen Wiederentdeckung der Komischen Oper erleben kann. Da die für den Sommer angekündigte, international sehr erfolgreiche Operette „Mein Freund Bunburry“, von Gerd Natschinski leider dem Sparzwang zum Opfer fiel, muss man umso dankbarer sein, das an der Tradition der „Weihnachtsoperette“ möglicherweise gerüttelt wurde, sie aber auch in diesem Jahr erhalten werden konnte.

Der Librettist und Dramaturg Otto Schneidereit ließ sich von Zeitungsberichten über Whisky-schmuggel und Polizeikorruption in den USA inspirieren, mit dem Sujet der Hafenarbeiter-Solidari-tät das „gewichtigste aller Themen, den Klassenkampf“ in die Gegenwartsoperette zu bringen.

Komponist Guido Masanetz beschäftigte sich vor und während seiner Arbeit intensiv mit der Volksmusik Nordamerikas und der mexikanischen Folklore. Neben musikalischen Amerikanismen wie Slow-Rock, Charleston und Blues-Anklängen finden sich so in der Partitur von „Frisco“ auch lateinamerikanische Tanzrhythmen und eine mitreißende Stepptanz-Nummer. Das Brandmal „kulturelle Aneignung“ gab es damals zum Glück noch nicht.

Ein großer Spaß für das Publikum und alle Beteiligten auf der Bühne, die bei der Premiere begeistert gefeiert wurden.

Der raue Seemannshumor und die tanzlustigen DDR-Amerikanismen sind nun in einer behutsam aktualisierten Fassung noch zwei Mal in der Komischen Oper im Schillertheater zu erleben. Diesmal erfreulicherweise mit einer Zusatzvorstellung am 23.Dezember und zum letzten Mal am 30. Dezember.

Fotos: Monika Rittershaus


Schillertheater, Bismarckstraße 110
10625 Berlin

www.komische-oper-berlin.de

Von Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert