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„Falstaff“ – Verdis letztes Meisterwerk in der Komischen Oper

VonRedaktion

Mai 2, 2022

In der Titelpartie Star-Bariton Scott Hendricks. Foto: Ingrid Müller-Mertens

Anlässlich ihrer Premiere beim Festival im französischen d’Aix-en-Provence 2021 wurde Barrie Koskys Falstaff-Inszenierung von Publikum und Presse gefeiert. »Komödie ohne Klischees« schrieb die Opernwelt; »ein turbulenter Abend … mit einer unwiderstehlichen Fülle von Gags, darunter das sexy-verführerische Rezitieren von Kochrezepten während der Umbaupausen«, kommentierte die britische Opera – und BR Klassik resümierte: »Dass Verdi so sehr rockt, wurde selten so plastisch erlebbar.«

Fast ein Jahr später ist die Koproduktion in neuer Besetzung und unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Ainārs Rubiķis nun auch an der Komischen Oper Berlin zu erleben.

Mit fast 80 Jahren versuchte sich Guiseppe Verdi noch einmal an einem für ihn ganz ungewohnten Genre, er komponierte eine Komödie. Auch sein Titelheld „Falstaff“ ist in die Jahre gekommen. Der verarmte Lebemann und Genießer, etwas asozial aber nicht unsympathisch, befindet sich in permanenten finanziellen Nöten.

Aus seiner prekären Situation heraus versucht der von seiner Virilität überzeugte Sir John Falstaff, mit zwei gleichlautenden Liebesbriefen zwei reiche Damen auf einmal für sich zu gewinnen: Alice Ford und Meg Page. Blöd nur, dass die beiden Freundinnen das Spiel durchschauen und beschließen, Falstaff eine Lektion zu erteilen …

Scott Hendricks und Ruzan Mantashyan. Foto: Ingrid Müller-Mertens


Die Vergänglichkeit des Menschen prägt die abendländische Kultur: Sinnsuche und Lebenslust finden Ursprung und Ende in der menschlichen Sterblichkeit. Insofern ist es überraschend und auch wieder nicht, dass Giuseppe Verdi im Alter von fast 80 Jahren ausgerechnet mit Falstaff den Schlusspunkt unter seine Karriere als Opernkomponist setzt. Seine zweite komische Oper überhaupt ist bis heute ein Meilenstein der Gattung, der Werken wie Gianni Schicchi oder Der Rosenkavalier den Weg bereitet hat. Falstaff, eine Figur, die Shakespeares Drama Heinrich IV. und seiner Komödie Die lustigen Weiber von Windsor entstammt, wird bei Verdi und seinem Librettisten Arrigo Boito zu einem Charakter, der die Widersprüche des menschlichen Daseins in sich vereint: Lebenslust und Melancholie, Bodenständigkeit und Draufgängertum, maßloser Genuss und philosophische Grübelei. Und der gerade deswegen für Regisseur Barrie Koskyeine liebenswerte und überaus reizvolle Figur ist, der er sich – befreit von Fatsuit-Klischees – in der gleichermaßen nostalgischen wie zeitlosen Ausstattung von Katrin Lea Tag annimmt.


In der Titelpartie kehrt Ausnahme-Bariton Scott Hendricks an die Komische Oper Berlin zurück, in der Rolle des geprellten Ehemanns Ford debütiert Publikumsliebling Günter Papendell. Als Alice Ford und Meg Page führen Ruzan Mantashyan und Karolina Gumos den Möchtegern-Gigolo gehörig hinters Licht. Ihnen zur Seite steht Agnes Zwierko als Mrs. Quickly. Oleksiy Palchykov wird als Fenton zu erleben sein und Penny Sofroniadou gibt ihr Hausdebüt in der Partie der Nannetta.

Falstaff

Giuseppe Verdi

Commedia lirica in drei Akten [1893]
Libretto von Arrigo Boito
Koproduktion mit dem Festival d’Aix-en-Provence und der Opéra National de Lyon

Wieder am 7., 12. und 22. Mai in der Komischen Oper Berlin

www.komische-oper-berlin.de

Von Redaktion