von Jens Hoffmann
Das fränkische Bierland soll ein Ort sein, wo der Seele Flügel wachsen. Also mache ich mich auf den Weg. An einem sonnigen Tag Anfang September setzte ich mich in Berlin in den ICE Richtung Bayreuth. Mit jedem Kilometer verblasst auch ein Stück Alltag hinter mir und als ich schließlich aussteige, ist mein Kopf angenehm leer.

Villa Wahnfried, Wohnhaus Richard Wagners. Foto: Jens Hoffmann
Alles ist ruhig, ein sanfter Wind begrüsst mich und ich laufe hinaus in die Stadt. Als erste eine Stärkung im „Oskar am Markt“ mit Krenfleisch, Schäuferle mit Kloß, Salat und fränkischen Würstchen, dazu ein Helles aus der Region. Es fängt gut an. Der erste Weg ist dann natürlich zum Festspielhaus, dem Sehnsuchts- und Wallfahrtsort aller Richard-Wagner-Fans.

Grabstätte Richard Wagners. Foto Jens Hoffmann
Ein Muß auch die Villa Wahnfried, Richard Wagners Wohnhaus, das er sich 1872 in Bayreuth bauen ließ und in dessen Garten er nach seinem Tod 1883 bestattet wurde.
Dann geht es hinab in die faszinierende Welt der Katakomben von Bayreuth. Oben scheint die Sonne und wir fahren in den Untergrund. Diese zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert geschaffenen verwinkelten Gänge unter der Stadt Bayreuth haben den Charme eines riesigen Bierkellers oder eines alten Tagebaubergwerks. Spannend, aber auch etwas skurril, sie wurden früher als Kühlkeller für Bier genutzt. Im zweiten Weltkrieg boten sie Schutz für die Bevölkerung.

Fränkische Biervielfalt.
Danach stand die Besichtigung der Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt mit dem umfangreichsten Biermuseum der Welt auf dem Programm. Nach dem Genuss eines leckeren Hefeweizens geht es zum Essen ins „Liebesbier“. Das „Liebesbier“ von Maisel ist so etwas wie das neue Herz der Craft Beer Industrie im Frankenland. Die Franken trinken zwar meist ein Helles, Pils oder Weißbier. Hier wird jedoch etwas anders probiert. Man wagt sich an ungewöhnliche Biere. Die Bandbreite der Aromen ist beeindruckend: von rauchig, schokoladig, fruchtig, blumig, trocken oder malzig.
Aber Franken hat neben den eher deftigen Gaumenfreuden auch landschaftlich etwas zu bieten. Die Fränkische Schweiz beeindruckt mit ihren Hügeln, anmutigen Tälern, Burgen, Schlössern und Fachwerkdörfern. Aber auch mit der Dichte der Brauereien.

Burg Rabenstein, Foto: Fränkische Schweiz / TVF
Imposant die Burg Rabenstein. Hoch über dem idyllischen Dorf thront die 1.000-jährige Burg, die älteste Festung der Fränkischen Schweiz auf steilem Fels. Die hoch aufragenden Kalksteinfelsen sind ein beliebtes Ziel für Bergsteiger
Aber in Franken versteht man nicht nur köstliches Bier zu brauen, auch Obstbrände sind beliebt und von bester Qualität. Zum Bespiel von der Edelbrennerei Haas. Hier erfährt man, dass die Früchte, die gut sind für leckere Marmeladen für den Brand noch lange nicht gut genug sind. Brände sind besonders hochwertige Destillate. Der über 100jährigen Tradition verpflichtet, gilt es als „Familiäres Reinheitsgebot“ keinen Zucker zuzusetzen und nur naturbelassene Früchte zu verwenden.
Von besonders hoher Qualität sind die Geiste. Hierzu werden die Früchte mit Alkohol vermengt und destilliert, man verwendet die 20ig-fache Menge an Früchten die gesetzlich vorgeschrieben. Nur so kommt das unvergleichlich fruchtige Aroma voll zur Geltung.

Fränkische Würstchen. Foto: Jens Hoffmann
Sitzt man in einem der urigen fränkischen Gasthäuser wähnt man sich in einer anderen Zeit. Die Biere sind naturbelassen und bei den Rohstoffen wird Wert auf Regionalität und besonders viel Hopfen gelegt. Überall gilt der boomende Slogan „brutal, lokal“. Auf der Speisekarte findet man nur traditionell fränkische Küche, frische Produkte der Saison aus der heimischen Landwirtschaft. Eine absolute Wohlfühlregion.
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