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„Echnaton“ – ein Abend der Superlative in der Komischen Oper

VonRedaktion

März 29, 2025

Von Katharina Zawadsky

2017 feierte „Satyagraha“ an der Komischen Oper Berlin seine umjubelte Premiere. Nun erscheint ein weiteres Werk der Opern-Trilogie des amerikanischen Minimal-Music-Pioniers Philip Glass (88), in deren Zentrum je eine Persönlichkeit steht, die die Welt veränderte:. Nach Mahatma Ghandi und Albert Einstein, dem bedeutendsten Physiker der Wissenschaftsgeschichte, ist es diesmal der ägyptische Pharao Echnaton.

Regisseur Barrie Kosky, der nicht nur mit „Moses und Aron“ gezeigt hat, wie bildmächtig und aktuell der Mythos in zeitgenössischen Klängen wirken kann, hat sich dieses schwierigen Stoffes angenommen und mit Bravour szenisch umgesetzt. Das Premierenpublikum feierte die Aufführung mit jubelndem Applaus. Alle weiteren Vorstellungen sind ausverkauft.

Ein Triumph für Barrie Kosky aber auch alle Mitwirkenden auf der Bühne und im Orchestergraben. Denn gerade dem Orchester (Dirigent Jonathan Stockhammer) verlangt die Musik von Philip Glass ein Höchstmaß an Präzision und – ja – auch Kondition ab. Nicht zuletzt aber auch dem Publikum, das bisweilen physisch bis an die Schmerzgrenze gefordert wird. Denn die Musik von Glass lebt von ständigen, immer pointierter und intensiver werdenden Wiederholungen – hypnotisch und mitunter bis ins Unerträgliche gesteigert. Man gerät in einen meditativen Sog bis hin zur Ekstase, wie man es – wenn man sich denn darauf eingelassen hat – sonst kaum in einem Opernsaal je erlebt.

Die Inszenierung von Barrie Kosky bildet mit ihrer statuarischen Strenge die perfekte Einheit von Musik und Handlung. Mit minimalen Mitteln gelingt es ihm, über 3500 Jahre Geschichte in die Gegenwart zu rücken und inhaltlich wie emotional nahbar zu machen.

Der ägyptische Pharao Echnaton (1350 v.Chr.) gilt als Begründer der ersten monotheistischen Religion. Eine Religion, die sich nie gänzlich durchsetzte, nach Echnatons Tod zugrunde ging und doch als wichtige Wegbereiterin der monotheistischen Religionen – des Judentums, des Christentums und des Islam – gilt.

„Echnaton“ besteht aus elf Szenen, die zusammen keine lineare Handlung bilden, sondern die Lückenhaftigkeit der historischen Quellenlage widerspiegeln. Der gesamte Text wird überwiegend in den Sprachen der Originalquellen gesungen (Ägyptisch, Akkadisch, Althebräisch) und nur vereinzelt in die Sprache des Publikums übersetzt.

Man erlebt in atemberaubender Spannung, was sich unter Echnatons Herrschaft im alten Ägypten abspielt. Er reformierte nicht nur die Religion, sondern auch die Kultur und bescherte dem Land am Nil eine blühende Zeit. Zunächst hochverehrt und gefeiert schlug die Stimmung um. Nach 17 Regierungsjahren wandte sich der Volkszorn gegen ihn. Ob Echnaton eines natürlichen Todes oder gewaltsam gestorben ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Seine Mumie wurde nie gefunden. Echnatons Gattin Nofretete überlebte ihn. Die weltberühmte, bei Grabungen entdeckte Büste der legendären Schönheit, ist heute im Berliner Neuen Museum zu bewundern.

Kosky richtet in eindrucksvollen, wie gemeißelten Bildern den Fokus auf das königliche Herrscherpaar. Haupthandlungsträger von der ersten bis zur letzten Minute ist allerdings der darstellerisch und stimmlich grandiose Chor (Einstudierung David Cavelius).

Ausdrucksstark die pantomimischen Höchstleistungen des Tanzensembles der Komischen Oper. Countertenor John Holiday brilliert mit überwältigender stimmlicher Schönheit als Echnaton, Susan Zarrabis als Nofretete und Sarah Brady als Königin Teje stehen dem in nichts nach.

Ein weiterer Geniestreich von Barrie Kosky und ein nachhaltiger Abend der Superlative.

Fotos: © Ingrid Müller-Mertens

Echnaton (Akhnaten)

Philip Glass
Oper in drei Akten [ 1984 ]
Libretto von Philip Glass in Zusammenarbeit mit Shalom Goldman, Robert Israel, Richard Riddell und Jerome Robbins

Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit am 5., 11., 18. und 20. April 2025 (ausverkauft)

www.komische-oper-berlin.de

Von Redaktion