Die alljährlichen Brandenburgischen Sommerkonzerte erfreuen sich großer Beliebtheit. Foto: Zusanna Specjal
Von Hans-Peter Gaul
Konzerte und Festivals laden dieser Tage landauf landab Besucher ein. Die Brandenburgischen Sommerkonzerte von der barocken Neuzeller Stiftskirche bis zum Kammermusik-Festival FLIESSEN im Spreewald sind da etwas Besonderes. Seit 1990 verbinden sie an mehr als 250 schönen und historischen Spielstätten der Region musikalische Höhepunkte mit brandenburgischer Gastfreundschaft und mit einheimischen Spezialitäten.
Wolfram Korr, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer, bringt es auf den Punkt „Gemeinsam mit Kultur wollen wir Menschen zusammenbringen. So können unsere Besucher an besonderen Konzertorten mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern bei guter Live-Musik kurzweilig Unterhaltung genießen, Orte und Menschen entdecken und Entspannung finden“.


„Auch wenn die Musik im Vordergrund steht – bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten kann man das ganze Land kennenlernen“ freute sich Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke bei der Eröffnung der diesjährigen Konzertsaison am 31. Mai im Brandenburger Dom.
Mitglieder der Reisejournalisten-Vereinigung CTOUR Berlin, die ebenfalls in diesem Jahr ihr 35jähriges Jubiläum feiern kann, haben daher die Einladung zu zwei sehr unterschiedlichen Konzerten gern angenommen.
Poznaner Knabenchor in barocker Stiftskirche
Unter dem Motto „So klingt der Sommer“ hatten die Brandenburgischen Sommerkonzerte am 29. Juni den weltberühmten Poznaner Knabenchor in das Brandenburger Juwel des Barock eingeladen.



Die katholische Stiftskirche St. Marien, das Schmuckstück einer der wenigen vollständig erhaltenen Klosteranlagen Deutschlands, überrascht die Besucher immer wieder mit ihrer prunkvollen Innenausstattung nach der im 17./18. Jahrhundert erfolgten barocken Umgestaltung sowie ihrer herrlichen Akustik.



Auch für den 2003 neugegründeten Knabenchor unter Leitung des Komponisten und Dirigenten Jacek Sykulski war das Konzert in Neuzelle ein besonderes Ereignis, befindet sich die Klosteranlage doch nur wenige Kilometer von ihrer Heimat Polen entfernt. Vom Publikum begeistert gefeiert gab’s für „Hallelujah“ (Leonard Cohen) sowie „Kein schöner Land in dieser Zeit“ Sonderapplaus und nach Standing Ovations auch eine Zugabe.
Wie bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten üblich konnten die Gäste im Umfeld des Konzerts in Neuzelle auch Sehenswürdigkeiten wie den barocken Klostergarten oder die historische Klosterbrauerei besuchen. Geschäftsführer Stefan Fritsche informierte hier über die Produktion in dem seit über 400 Jahren bestehenden Familienbetrieb. 42 Mitarbeiter brauen derzeit 42 vorwiegend fruchtige Spezial-Biersorten. Legendär der „Schwarze Abt“, der nach einem „Bierkrieg“ und der „Papstweihe“ in Rom das Aushängeschild der Klosterbrauerei ist. Weltweit für Schlagzeilen sorgte das von Stefan Fritsche und seinem Team entwickelte Bierpulver, das nun auf finanzkräftige Investoren zur Weiterverbreitung wartet.


Klosterbrauerei in Neuzelle
Auf dem eindrucksvollen Stiftsplatz hat uns Clara Roth-Wintges, Leiterin Marketing und Kultur der Stiftung Neuzelle empfangen und mit dem 1268 von Heinrich III., Markgraf von Meißen, gegründeten Zisterzienserkloster näher bekanntgemacht. Seit 1996 sorgt sich die Stiftung Stift Neuzelle um einen der größten Schätze Brandenburgs.


Zwei prachtvolle Kirchen und Museen, ein Weinberg sowie ein fünf Hektar großer barocker Klostergarten bilden das Barockwunder Brandenburgs am Rande des Schlaubetals. Europaweit einzigartig ist das barocke Kulissentheater aus dem Jahr 1750. Das unter dem Weinberg gebaute Museum Himmlisches Theater erzählt in 15 Szenen die Passionsgeschichte vom Heiligen Grab Jesu. Jeweils zwei Szenen sind hier abwechselnd kunstvoll inszeniert und ausgestellt zu bewundern. Ein wahrer künstlerischer und geistiger Schatz.
Zisterzienser bauen neues Kloster

Nach dem Konzert in Neuzelle besuchten viele Gäste den in seiner heutigen Form um 1730 entstandenen barocken Klostergarten mit einem Ausblick auf die malerische Oderlandschaft, mit Orangenbäumchen, Laubengängen und Skulpturen sowie der Orangerie.
Investitionen von rund 80 Millionen Euro für die Bausubstanz und die Förderung aufwendiger Restaurierungsprojekte haben das Barockwunder Brandenburgs zu einem Zentrum vielseitiger kultureller Veranstaltungen sowie zu einem Anziehungspunkt für in- und ausländische Touristen gemacht.
Und auch das war zu erfahren. Nach über 200 Jahren sind inzwischen wieder Zisterzienser an diesen Ort zurückgekehrt. Nachdem die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz bei Wien in Österreich am 2. September 2018 ein Priorat in Neuzelle gegründet hatte wird unweit von Neuzelle ein neues Kloster gebaut. Das soll den Mönchen die Möglichkeit bieten als Konvent zu wachsen, Gäste aufzunehmen und ein spirituelles Leben zu führen.
Kammermusikfestival FLIESSEN

Am 5. Juli startet in der traditionsreichen Paul Gerhardt-Kirche in Lübben ein weiterer Höhepunkt der aktuellen Konzertsaison – das 3. Internationale Kammermusikfestival FLIESSEN. Vom 5. bis 12. Juli 2025 geben 16 Weltklasse-Künstler acht Konzerte.
Wolfram Korr machte zum Auftakt in Lübben mit dem Anliegen des einzigartigen Festivals FLIESSEN bekannt. „Hier ist einfach alles im Fluss – Fliesse prägen den Spreewald, das Zusammenspiel der Künstler auf höchstem Niveau ist der ‚Fluss der Musik‘ und die Veränderungen der Region mit dem Strukturwandel bilden den ‚Fluss der Zeit‘. Unser Festival will einen Beitrag leisten, die lebenswerte Lausitz zu gestalten.“
Die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und der Pianist Martin Helmchen; Künstler-Ehepaar aus Bornsdorf bei Luckau, haben wieder ihre internationalen Musikfreunde zum Festival eingeladen. Sie werden nach dem Auftakt in Lübben in wechselnder Besetzung auch die Konzertbesucher auch in der Drauschemühle Bornsdorf, in der Nikolaikirche Luckau, in der Schlossruine Dahme, in der Kulturweberei Finsterwalde, im Schloss Lübbenau und in der Alten Hütte in Glashütte/Baruth begeistern.
Fotos: Hans-Peter Gaul / Ingrid Müller-Mertens