Die spannende Geschichte des Modehauses „Dior“ ist im Kunstgewerbemuseum Berlin zu erleben. Ausstellungsansicht, Kunstgewerbemuseum 2021, © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Von Katharina Zawadsky

Am 16. Dezember 1946 eröffnete der damals noch unbekannte Schneider Christian Dior sein eigenes Atelier in Paris. „Stoffe sind das Vehikel unserer Träume (…). Mode entsteht zu guter Letzt aus einem Traum und Träumen ist eine Flucht“, schrieb er. 75 Jahr später ist das Modehaus „Dior“ eine Legende mit Kultstatus.
Die seit 1991 an der Börse notierte Modefirma mit Sitz in Paris vertreibt neben den teuren, handgeschneiderten Couture-Modellen inzwischen auch weltweit industriell gefertigte Prêt-à-porter-Mode inklusive Schmuck, Kosmetika, Duftwässer und modische Accessoires aller Art . Das Unternehmen generiert inzwischen jährliche Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe.

Einen Einblick in die spannende Geschichte des Modehauses gibt gegenwärtig eine Sonderausstellung im Kunstgewerbemuseum in Berlin – in Kooperation mit der privaten Mode-Hochschule Macromedia.
Schon die allererste Kollektion 1946 war ein Riesenerfolg und katapultierte das Label „Dior“ in die erste Reihe der bekanntesten französischen Modemarken. Nach den kargen Kriegsjahren feierte die internationale Modewelt seinen damals revolutionären „New Look“ mit figurbetonter Silhouette, schmaler Taille und weit schwingendem Rock als Ausdruck der neuen Weiblichkeit. Mit seinen opulenten Kreationen aus luxuriösen Materialien, Applikationen und Accessoires bestimmte Dior die Mode seiner Zeit. Hollywood-Diven, Damen des Hoch- und Geldadels zählten zu seinen Stammkundinnen.
Abb. von li.:Christian Dior, Abendkleid 1953, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Stephan Klonk. Christian Dior, Schwarzes Mantelkleid um 1948, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Stephan Klonk.Yves Saint Laurent für Christian Dior, Zyklamrotes Abendkleid, Paris, H/W 1959, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Stephan Klonk.
Nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers 1957 übernimmt Yves Saint Laurent die Leitung des Hauses. Er interpretiert Diors Erbe mit seiner eigenen Handschrift, die für Katrin Lindemann, Kuratorin der Ausstellung, noch revolutionärer ist. Saint-Laurent habe sich viel stärker an der Jugend und an deren Straßen-Outfit orientiert. Die Taille der Modelle von Yves Saint Laurent war kaum noch betont, die Kleider wurden deutlich kürzer. Fünf von Saint Laurent für Dior entworfene Kleider sind in der Ausstellung zu sehen.
Weitere Modeschöpfer übernahmen und prägten das Label: Marc Bohan mit seinen schlichten, aber eleganten sogenannten „Slim Looks“ und skulpturalen Silhouetten. Gianfranco Ferré mit reicher Ornamentik und leuchtenden Farbenden. Schließlich der Brite John Galliano, dessen eigene exzentrische Modemarke 1996 vom Hause Dior übernommen wurde.
Bis heute prägt das Unternehmen das aktuelle Modegeschehen und entwirft Saison für Saison Musthaves für Modebegeisterte.
Aktueller Anlass der Sonderpräsentation sind die jüngsten Zugänge von bedeutenden Dior-Modellen in die Sammlung, die es möglich machen, eine chronologische Zeitreise durch die Geschichte des Modehauses zu unternehmen. Insgesamt sind neun Kleider – Tages- und Abendkleider – Röcke und Mäntel von Christian Dior selbst entworfen zwischen 1948 und 1955 – zu bewundern.
Angefangen bei den frühen Modellen von Christian Dior werden erstmals noch nie gezeigte Entwürfe seiner Nachfolger Yves Saint Laurent, Marc Bohan, Gianfranco Ferré und John Galliano der Öffentlichkeit präsentiert. Neben Original-Entwürfen werden Arbeiten von Studierenden der Hochschule Macromedia Berlin zu sehen sein, die Modedesigns, Social-Media-Konzepte und interdisziplinäre Ausstellungsformate rund um Christian Dior erarbeitet haben.

Highlight der 28 Objekte umfassenden Ausstellung im Modekabinett des Kunstgewerbemuseums ist das 2019 erworbene, über und über mit Glasperlen bestickte Abendkleid „Mexique“ aus der Herbst/Winter-Kollektion von 1951.
How to Dior. Christian Dior und seine Nachfolger*innen
Zu sehen noch bis 26.Juni 2022 im Kunstgewerbemuseum
Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Sonderöffnungszeiten: Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr