Sascha Wiederhold, 1928, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover © Rechtsnachfolger Sascha Wiederhold
Von Katharina Zawadsky
Zur Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie im vergangenen Jahr galt einem Bild besonders viel Interesse. Die Neuerwerbung des Gemäldes „Bogenschützen“ (1928) von Sascha Wiederhold (1904-1962)für die Sammlung des Museums war eine Überraschung und zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein Glücksfall, dass das in jeder Hinsicht außergewöhnliche Gemälde aus Privatbesitz durch die Ernst von Siemens Kunststiftung für die Öffentlichkeit erworben werden konnte.

Auf stattlichen sechs Quadratmetern Bildfläche zeigt das in Öl und Mischtechnik leuchtend bunt ausgeführte Werk eine abstrakte Jagdszene. Wiederhold schuf das Gemälde auf dem Höhepunkt seines kurzen künstlerischen Schaffens und es gilt heute als sein absolutes Hauptwerk.

Repro: Anja Elisabeth Witte
Damit war ein erster Schritt zur Wiederentdeckung des bis dato unbekannten oder besser in Vergessenheit geratenen Künstlers Sascha Wiederhold getan. Man fragte sich verwundert, wie es sein konnte, dass Bilder von einer solchen Intensität und geradezu hypnotischen Kraft aus dem kollektiven kunstgeschichtlichen Gedächtnis verschwinden konnten.
Nun hat die Nationalgalerie dem Künstler Wiederhold die erste museale Ausstellung überhaupt gewidmet und präsentiert mehr als 60 seiner Gemälde und Zeichnungen. Und damit ein Großteil seines Gesamtwerkes, von dem bisher gerade mal 79 Arbeiten bekannt sind. Oder besser, erhalten sind.



Von links: Sascha Wiederhold, Tänzer, 1926, Tempera, Silard Isaak Collection, Nachlass Carl Laszlo © Rechtsnachfolger Sascha Wiederhold. Mitte: Sascha Wiederhold, Bühnenbildentwurf, 1929/1930, © Rechtsnachfolger Sascha Wiederhold. Rechts: Sascha Wiederhold, Plakatentwurf 1930, © Rechtsnachfolger Sascha Wiederhold, Foto: Berlinische Galerie
Wiederhold begann 1924 mit der Malerei. Nach einem Studium der Gebrauchsgrafik und Dekorationsmalerei an derStaatlichen Knstakademie Düsseldorf und der Wand-, Theater- und Glasmalerei an der Unterrichtsanstalt des Staatlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin konnte Wiederhold im Juli 1925 seine erste Ausstellung in der von Herwart Walden geführten Galerie Der Sturm in Berlin zeigen. Bis 1931 stellte er dort seine Werke duchgängig aus.


Als Herwarth Walden 1932 in die Sowjetunion übersiedelt und infolge der stalinistischen Terrorherrschaft 1941 dort verstarb, verliert Wiederhold seinen Galeristen. Ohnehin konnte er während des Nationalsozialismus seine modernen Kunstwerke nicht öffentlichen ausstellen und brach sein Schaffen ab. Für die Nazis waren seine von kräftigen Farben und vielen geometrischen Formen geprägten Bilder „entartet“. Ob er möglicherweise noch privat einige Werke verkaufen konnte ist unklar.
1937 fängt er eine Ausbildung zum Buchhandelsgehilfen im BuchladenBayerischer Platz in Berlin-Schöneberg an und wurde dort 1939 stellvertretender Geschäftsführer. 1951 gründet Wiederhold in Berlin-Moabit seinen eigenen Buchladen, den er zusammen mit seiner Ehefrau bis zu seinem Tod am 20.Januar 1962 führt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur zwei kleine Ausstellungen in einer Galerie und einem Kulturamt West-Berlins.
„Wiederholds Bildwelt besteht aus wild durcheinander wirbelnden Formen und Mustern sowie intensiven Farben, wobei die großformatigen Gemälde ein fast psychedelisches Seherlebnis vermitteln“, heißt es im begleitenden Ausstellungskatalog. Davon kann man sich noch bis zum 8.Januar 2023 überzeugen.
Sascha Wiederhold – Wiederentdeckung eines vergessenen Künstlers
2. Juli 2022 – 8. Januar 2023
Neue Nationalgalerie ,Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin