Von Klara Berger

Wie immer ein Fest für die Sinne, wenn Anja Gockel im Rahmen der Fashion Week ihre aktuelle Kollektion präsentiert. Seit über 25 Jahren steht das Modelabel Anja Gockel für Hochwertigkeit, Individualität und nachhaltiges Handwerk made in Germany. Besonderes Anliegen der Mainzer Designerin ist es, das Charisma der Frauen sichtbar zu machen und Geschlechtsunterschiede aufzuheben. „Stellt eure Weiblichkeit in den Mittelpunkt und findet euer Gleichgewicht. Seid authentisch und mutig. Wir brauchen die weibliche Energie in der Welt“, schreibt sie auf der Webseite. Selbstbewusste Fashion in lebhaften Farben, kühn geschnitten, mit unerwarteten Materialien haben die Designerin über deutsche Grenzen hinaus bekannt gemacht. Kluge Extravaganz hat sie bis ins renommierte Berliner Hotel Adlon Kempinski geführt, wo sie mittlerweile die beiden jährlichen Kollektionen phantasievoll und mit internationalen Künstlerinnen präsentiert. So auch dieses Mal wieder. Weltgewand(t) ist eine Kollektion, die für Akzeptanz, Vielfalt, Frieden und Freiheit stehen soll.



Die aus Mainz stammende Designerin setzt seit jeher auf relevante und tiefgründige Konzepte. Das Motto „Weltgewand(t)“ soll eine Utopie – eine Welt in Frieden und Freiheit – versinnbildlichen, „Weltgewand(t) ist ein Gewand, unter das jeder und jede passt, die in Frieden und Freiheit leben wollen“, sagt sie bei ihrer Begrüßungsrede. „Angesichts des Krieges müssen wir umso klarer zusammenstehen, wir müssen ein Zeichen setzen. Wir können Bilder setzen, Bilder haben Kraft.“

„Kunst“, sagt Anja Gockel, „ist ein Manifest des Lebens. Wir müssen sie nutzen, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und Haltung zu zeigen. Das ist unser Privileg der Freiheit.“ Angesichts des Krieges „müssen wir umso klarer zusammenstehen, wir müssen ein Zeichen setzen.“ Und das geht, wie die Präsentation eindrucksvoll zeigte, auch mit Mode.
Eingeläutet von dem für das Label typischen Hahnenschrei präsentierten dann 12 internationale Models zu Live-Musik im Afro-Techno-Stil von DJane Natalie Wamba die Kollektion auf tänzerische Weise. Wie immer bei Anja Gockel: Originelle Schnitte, hochwertige Materialien und hervorragende Verarbeitung. Unifarbene fließende Kleider aber auch bunte Paillettenlooks und farbintensive Muster, Materialmix. Midiröcke, Wickeloptik, hohe Schlitze, superweite Ärmel dominieren aber auch bleistiftschmale Kleider, Ballon- und A-förmige Kreationen, XXL-Cargohosen und Schichtenlook in großzügigen, lockeren Formen. Farblich ist die gesamte Kollektion in weinrot, blau, grün, ocker und flieder Tönen gehalten, komplettiert mit schwarz, grau und camel. Also sehr vielfältig und kontrastreich.

Kurz vor der Show hatte die Designerin von der gerade aus Kiew geflüchteten ukrainischen Tänzerin Nataliia Ovcharova gehört und sie spontan engagiert. Sie trug das finale Outfit – ein gelbes Kleid mit einer Schleppe in den Farben ihres Heimatlandes – und nicht nur sie war dabei emotional aufgewühlt. Die anwesenden Gäste, darunter viele Schauspielerinnen, Models, Influencer und TV- und Medienleuten waren von der Kollektion begeistert.
Fotos: Ingrid Müller-Mertens