Ende gut – alles gut! Zumindest für Schwanda, den Dudelsackpfeifer. Foto: Ingrid Müller-Mertens
Von Klara Berger
Wer in diesen deprimierenden Zeiten etwas Entspannung sucht, ist – zumindest musikalisch – in der Komischen Oper Berlin immer richtig. Insbesondere, nachdem Chefregisseur und Noch-Intendant Barrie Kosky sich intensiv und ja, man kann sagen, liebevoll der Wiederentdeckung eines nahezu untergegangenen Genres gewidmet hat: Der Berliner Operette. Und dabei vor allem den zu Unrecht in Vergessenheit geratenen, in der Nazizeit vertriebenen jüdischen Komponisten im wahrsten Sinne des Wortes wieder eine Bühne gegeben hat. Neben Paul Abraham oder Oscar Straus auch Jaromir Weinberger (geb.1896 in Prag, gest.1967 in Florida), dessen Volksoper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ von 1927 bis 1933 europaweit mit großem Erfolg aufgeführt wurde, dann aber dem Nazi-Boykott zum Opfer fiel und in Vergessenheit geriet. Weinberger musste als Jude in die USA emigrieren und konnte dort nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Ein tragisches Schicksal, das er mit vielen geflohenen Künstlern teilte.

Barrie Kosky hatte bereits 2020 Weinbergers Operette „Frühlingsstürme“ aus der Versenkung geholt und in der Komischen Oper Berlin aufgeführt. Nach dieser sehr amüsanten, opulent ausgestatteten Geschichte, angesiedelt mitten im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 geht es im zweiten Werk von Weinberger eher ländlich-idyllisch und märchenhaft zu.

Dudelsackpfeifer Schwanda könnte mit seiner Partnerin Dorotka im kleinen Häuschen im Grünen glücklich und zufrieden sein. Ist er auch. Aber dann taucht eine Mephisto artige Figur auf und stellt sein Leben auf den Kopf. Babinský – böhmische Räuberlegende, Strauchdieb, Volksheld – nimmt den jungen Schwanda mitsamt seinem Instrument flugs mit. Es lockt ein Abenteuer, die große Welt, dem der Bursche vom Lande nicht widerstehen kann.
Mit guter Laune und seinem Dudelsack erwärmt der junge Mann ein Königinnenherz aus Eis, gewinnt ein Volk, gerät in Eifersuchtsprozesse und gar in Höllenpossen.

Doch die Hölle ist vor allem eins: sterbenslangweilig! Mit Babinskýs Hilfe, Witz und Taschenspielertricks rettet Schwanda seine Seele und kehrt am Ende zur Liebe seines Lebens zurück.

Ein amüsanter Abend mit einschmeichelnder Musik und erfreulichen Akteuren. Daniel Schmutzhard in der Titelpartie, Tilmann Unger als „Räuber“ Babinský oder Kiandra Howarth als Dorotka beeindrucken mit jugendlicher Frische, Bühnenpräsenz und vor allem stimmlicher Brillanz.
Mit Schwanda schuf Jaromír Weinberger ein ebenso komisches wie berührendes Werk, eine Liebeserklärung an seine böhmische Heimat, das Legenden und Figuren und die musikalischen Wurzeln in Volksliedern und Tänzen der Region verarbeitet. Sowohl im Stil der Opern seines Landsmannes Bedřich Smetana – allen voran Die verkaufte Braut – als auch der spätromantischen Orchesterklänge à la Franz Schreker oder Richard Strauss. Nur ein Instrument kennt diese Partitur paradoxerweise nicht: einen Dudelsack!
Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Švanda dudák)
von Jaromír Weinberger
Volksoper in zwei Akten [1927]
Libretto von Miloš Kareš
Deutsche Nachdichtung von Max Brod
Inszenierung Andreas Homoki
Musikalische Leitung Ainārs Rubiķis