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Dornröschen –
Zauberhaftes Märchenballett in der Deutschen Oper

VonRedaktion

Mai 16, 2022

Von Katharina Zawadsky

Ein opulenter Augen- und Ohrenschmaus in der Deutschen Oper Berlin: Peter Tschaikowskys Märchenballett „Dornröschen“. Mit zwei Jahren pandemiebedingter Verspätung konnte nun das Staatsballett Berlin endlich die lang erwartete Premiere eines der berühmtesten klassischen Ballette präsentieren.

Primaballerina Polina Semionova als Prinzessin Aurora

Marcia Haydée, eine der großen Ballerinen des 20.Jahrhunderts, Muse des weltweit gefeierten Choreografen John Cranko (1927 bis 1973) und selbst eine Legende, widmete sich nun diesem Schlüsselwerk der Ballettgeschichte. Auf der Grundlage der Uraufführung von Marius Petipa (1890), der als Begründer der klassischen Balletts gilt, stellt die 85jährige nun ihre eigene Fassung vor.

Die Handlung folgt dem Märchen von Charles Perrault und stellt den archaischen Gegensatz von Gut und Böse, der in jedes Märchen eingeschrieben ist, in den Mittelpunkt.

Handlungstragend sind in der Vorlage wie im Ballettlibretto die Feen: Die zauberhaften klassischen Variationen an der Wiege der kleinen Prinzessin Aurora sind getanzte Segenswünsche, es erscheinen nacheinander die Fee der Schönheit, die der Klugheit, der Anmut, der Beredsamkeit und die Fee der Kraft.

Die Fee Carabosse, versehentlich nicht zur Taufe der kleinen Aurora eingeladen, verflucht die Prinzessin und verheißt ihr den Tod an ihrem 16. Geburtstag; das Unheil kann durch den Segen der wohlwollenden Fliederfee gerade noch abgewendet werden aber das Mädchen fällt in einen hundertjährigen Schlaf, aus dem sie nur der Kuss eines Prinzen erlösen kann.

Die Fee Carabosse personifiziert die dunklen Seiten des Lebens. Marcia Haydée macht sie zur zentralen Figur und zeichnet mit tänzerischen Mitteln ein ungemein ausdrucksstarkes psychologisches Porträt des Bösen, das nach ihrer Interpretation auch nicht ausschließlich böse ist. So gibt sie dieser interessanten Charakterrolle besonders viel Aufmerksamkeit und Spielraum. Was der liebreizenden Hauptakteurin etwas die Show stiehlt.

Dinu Tamazlacaru als böse Fee

Auch wenn Publikumsliebling und Primaballerina Polina Semionova mit hinreißend schönen Posen, Figuren, Pirouetten und Pas-de-deux als Prinzession Aurora Bravourstücke an Anmut und Technik abliefert, die böse Fee wirbelt wie eine Naturgewalt über die Bühne, fasziniert sowohl mit Anleihen aus dem Repertoire japanischer Kampfkünste mit gewaltigen Sprüngen, wie Ausdruckstanzsequenzen a la Mary Wigman.

Seit der Uraufführung 1890 oft eine Männerrolle, verkörpert auch in der Berliner Fassung ein Tänzer das personifizierte Böse. Mit atemberaubender Bühnenpräsenz umd hinreißender Böshaftigkeit gestaltet Dinu Tamazlacaru die Carabosse. Zweifellos Höhepunkte der Aufführung und vom Publikum frenetisch gefeiert.

Mit viel Liebe zum Detail hat Jordi Roig Kostüme und Dekorationen von überwältigender Pracht und mit verschwenderischer barocker Üppigkeit exklusiv für Berlin entworfen. Ein glitzernder Farbenrausch in dem sich der einzigartige Zauber des Märchens und die choreographische Poesie dieser Fassung voll entfalten kann. 177 Figuren bevölkern die Bühne, darunter Prinzen, Feen, der gestiefelte Kater, Schneewittchen und die sieben Zwerge.

Das Orchester der Deutschen Oper unter seinem Dirigenten Ido Arad bringt die bezwingend schöne Musik von Peter I.Tschaikowsky zum Leuchten.

Ein Abend voller Magie und Schönheit und nicht nur ein Muss für Ballettfans.

Fotos: Ingrid Müller-Mertens

DORNRÖSCHEN
Ballett in drei Akten und Prolog
Libretto nach Charles Perraults „Le Belle au bois dormant“
Musik von Peter I. Tschaikowsky

Choreographie und Inszenierung: Marcia Haydée nach Marius Petipa
Weitere Termine: 18., 19., 28. Mai 2022, 3., 6., 10., 24., 28. Juni 2022, 1., 6. Juli 2022
Deutsche Oper Berlin

www.staatsballett-berlin.de/de/

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