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Die „Blume von Hawaii“ – Weihnachtsbonbon für Operetten-Fans

VonRedaktion

Dez 20, 2021

Titelbild: Mirka Wagner, Joern-Felix Alt, Josefine Mindus und Julian Habermann. Foto: Komische Oper Berlin/Jaro Suffner

Von Klara Berger

Der Sonntag vor Weihnachten ist inzwischen ein fester Termin für alle Freunde der Komischen Oper. Mit der nunmehr seit zehn Jahren an diesem Tag präsentierten konzertanten Operettenaufführung wird nicht nur ein besonderes „Bonbon“ für alle Fans der leichteren Muse angeboten, sondern auch ein leider zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Genre wieder salonfähig gemacht.

Zu danken ist das Barrie Kosky, dem Intendanten und Chefregisseur des Hauses, der sich damit einen Herzenswunsch erfüllte und einige der interessantesten und erfolgreichsten Operetten der Weimarer Republik wieder zu einem fulminanten neuen Leben erweckte.

Alma Sadé und Jörn-Felix Alt, Foto: Komische Oper Berlin/Jaro Suffner

Mit der „Blume von Hawaii“ von Paul Abraham (1892-1960) endete nun der vierteilige Operettenzyklus eines Komponisten, der in den Dreißiger Jahren zu den bekanntesten und bestbezahlten Europas gehörte und wohl einer der „originellsten, rebellischsten und frechsten Operettenkomponisten im Übergang von der Weimarer Republik zum Dritten Reich war- Dessen Musik die Euphorie, die Hoffnungen, aber auch die Brüche dieser Zeit widerspiegelt“, so jedenfalls sieht es der Operetten-Spezialist Kevin Clarke vom Operetta Research Centre.

Doch schon 1933 endete die steile Karriere des umjubelten Operettenkönigs und endete tragsich. Er musste vor den Nazis über Budapest, Wien, Paris und Havanna nach New York fliehen. In den USA konnte er an seine Erfolge in Europa allerdings nicht anknüpfen und geriet in Vergessenheit. Schließlich verbrachte er seine letzten Jahre geistig verwirrt in einer psychiatrischen Klinik.

In seiner „Blume von Hawaii“ (1931) nutzte Abraham die allgemeine Jazz-Begeisterung im Europa der Zwischenkriegsjahre und kombinierte sie kongenial mit dem Genre der Operette. Zusammengefügt mit allem, was das Operetten-Herz begehrt: einen aberwitzigen Plot rund um den Sehnsuchtsort Hawaii, funkelnde Song-Juwelen, schmissige Jazz-Rhythmen, sentimentale Herz-Schmerz-Balladen.

Foto: Berliner Umschau

Für Barrie Kosky – so erklärte er beim Schlussapplaus auf der Bühne -ist die Musik von Paul Abraham d e r Soundtrack von Berlin. Der Beweis ist ihm einmal mehr eindrucksvoll gelungen, nicht zuletzt auch dank des hinreißenden Sängerensembles und dem bestens aufgelegten Orchester der Komischen unter der Leitung von Koen Schoots.

Alma Sadé, Tansel Akzeybek, Johannes Dunz, Julian Habermann, Mirka Wagner und Josefine Mindus brillieren in ihren Rollen und reißen mit Esprit und Spielfreude das Publikum von der ersten bis zur letzten Note zu Ovationen hin.
Neben Musical-Star Jörn-Felix Alt kehrt auch Andreja Schneider als Conférencieuse ans Haus an der Behrenstraße zurück und führt zielsicher durch alle politischen und amourösen Verstrickungen zum herzergreifenden Happy End.

In den frenetischen Schlussapplaus mischt sich allerdings ein bitterer Wermutstropfen. Barrie Kosky, der sich nun von seinem Publikum verabschiedete und nach zehn überaus erfolgreichen Jahren die Leitung des Hauses abgibt, wollte sich zur Zukunft der Weihnachtsoperette nicht konkret äußern. Der neue Intendant habe auch ein Herz für die Operette. Man wird sehen . . . .

Die „Blume von Hawaii“ ist leider nur noch ein einziges Mal zu sehen, am 30.Dezember.

www.komische-oper-berlin.de

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