Auf dem „Dach der Welt“ – tibetanisches Flair im Berliner Tierpark. Foto: © 2022 Tierpark Berlin
An den Berghängen der Nebelwälder klettern Rote Pandas hoch über den Köpfen der Schopfhirsche durch das Geäst. Schneeleoparden durchstreifen lautlos das felsige Terrain und in der Hochebene grast friedlich eine Herde Kiangs. Vorbei an flinken Francois-Languren, stattlichen Marco-Polo-Schafe und den prachtvollen Himalaya-Glanzfasanen windet sich der Pfad durch dichte Bambushaine immer höher in Richtung Baumgrenze und gipfelt schließlich auf dem „Dach der Welt“. Nein, nicht im tibetanischen Hochgebirge, sondern mitten in Berlin mit einem eindrucksvollen Panoramablick auf die Hauptstadt.



Im nordöstlichen Teil des Tierpark Berlin, wo ehemals Elche, Habichtskäuze und Vielfraße lebten, können Tierpark-Gäste nun die asiatische Gebirgswelt entdecken. Auf einer Fläche von 60.000 m² hat die einzigartige Tierwelt des Himalaya Einzug gehalten. Dabei begegnen den Bergsteiger*innen nicht nur bekannte Gebirgsbewohner wie Rote Pandas, Schneeleoparden und Bartgeier, sondern auch weniger bekannte Arten wie Goldtakin, Goral, Manul und Satyrtragopan.



Nach einer Bauzeit von gut einem Jahr verwandelte sich der 60 Meter hohe Trümmerberg in eine asiatische Gebirgslandschaft mit zahlreichen neuen Aussichtpunkten. Rund 100 Individuen aus 22 verschiedenen – größtenteils in der Natur bedrohten – Tierarten haben in Berlins Hochgebirge ihr neues Zuhause gefunden.

Die ersten Planungen zusammen mit den Landschaftsarchitekten von Hager Partner AG begannen bereits 2018. Für eine naturnahe Gestaltung sorgte unter anderem das Unternehmen Krahnstöver & Wolf – mit 3.000 Tonnen Natursteinen und mehr als 5.000 Bambuspflanzen. Die Projektkosten betragen insgesamt 5,3 Millionen Euro, welche überwiegend durch Fördermittel der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin finanziert wurden. „Die Neugestaltung nach geografischen Zonen ist eine sinnvolle Weiterentwicklung. Die Himalaya-Gebirgslandschaft vermittelt die Faszination eines der bedeutendsten Lebensräume der Erde, dessen Schutz unsere gemeinsame Aufgabe ist“, bekräftigt Finanzsenator Daniel Wesener bei der Eröffnung.

Auch der NABU engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im zentralasiatischen Kirgistan und kann nun mit finanzieller Unterstützung des Tierpark Berlin eine zweite Anti-Wilderei-Einheit zum Schutz der rund 800 dort lebenden Schneeleoparden aufbauen. „Die Tiere sind vor allem durch Mensch-Wildtier-Konflikte und Wilderei bedroht. Wir freuen uns über die Unterstützung des Tierpark Berlin, die es uns ermöglicht, den Schutz für Schneeleoparden und seine Beutetiere vom Norden des Landes nun auch auf den Süden auszuweiten“, freut sich NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Wissen To-Go
Verschiedene Info-Stationen erklären auf dem Weg zur Spitze die Entstehung und Bedeutung dieses extremen und zugleich hochempfindlichen Lebensraumes und zeigen, welche faszinierenden Eigenschaften die Tierwelt hier entwickelt hat, um im höchsten Gebirge der Erde zu überleben. Wie sind Pflanzen und Tiere des Hochgebirges in einem ausgeklügelten Nahrungsnetz miteinander verbunden? Was ist ein Takin? Und welche Bedeutung hat der Himalaya für Millionen von Menschen? Das und vieles mehr lernen Besucher*innen im Tal der Takine. Bei einer Verschnaufpause auf dem Weg zum Gipfel erfährt man, wie schnell das Herz in der Höhe schlägt oder warum der Himalaya auch als dritter Pol der Erde bezeichnet wird. Kletterspaß garantiert: Alle großen und kleinen Kletterfreund*innen, die am Gipfel angekommen immer noch nicht genug kriegen können, dürfen die Felsen hoch über dem Panorama der Hauptstadt erklimmen.