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Reparieren macht Spaß!

VonRedaktion

Dez 7, 2022

In einem kostenlosen Workshop lernen Kinder, wie man einen Fahrradschlauch repariert. SDTB / Foto: Hengst

Von Klara Berger

Ob Handy, Sneaker oder Spielzeug – Reparieren ist immer einen Versuch wert. Beim Reparieren verstehen wir, wie Dinge funktionieren, statt sie wegzuwerfen und neu zu kaufen. Die Sonderausstellung „Reparieren! Verwenden statt verschwenden“ im Deutschen Technikmuseum in Berlin zeigt sehr informativ und beeindruckend die Bedeutung des Reparierens angesichts von Klimakrise und Wegwerfgesellschaft.

SDTB / Foto: Hattendorf

Reparieren ist gelebte Nachhaltigkeit. Sie bietet die Möglichkeit, etwas gegen zunehmende Ressourcenverschwendung und wachsende Müllberge zu tun. Durchschnittlich 80 Kilogramm Elektroschrott wirft eine vierköpfige Familie jährlich in Deutschland weg.

Repassiermaschine für Nylonstrümpfe. 1950er Jahre. SDTB / Foto: C. Kirchner

Wer weiß denn heute noch, dass es vor noch gar nicht so langer Zeit üblich war, Socken zu stopfen, Schuhe zu besohlen, Wäsche zu flicken, Haushaltgeräte oder auch Spielzeug zu reparieren. Insbesonder in Ostdeutschland hatten Reparaturwerkstätten aller Art Konjunktur. Inzwischen werden defekte Geräte oder beschädigte Kleidungsstücke einfach ausrangiert und Neues gekauft. Was allerdings zum Teil daran liegt, dass Dienstleistungen inzwischen so kostspielig geworden sind, das eine Neunschaffung in Zeiten fragwürdiger Billigware aus Fernost preiswerter und problemloser ist. Ganz davon abgesehen, dass Reparaturdienste auch schwer zu finden sind. Oder wer kennt noch die gute alte Puppenklinik!

Dieser Teddy begleitet die Betreiberin einer Berliner Puppenklinik seit den 1990er Jahren. SDTB / Foto: C. Kirchner

Das Reparieren von Alltagsgegenständen war einst die Regel. Die meisten Gebrauchsgüter wurden so lange repariert, bis sie endgültig ausgedient hatten. Die Ausstellungsgäste bekommen Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Reparatur vom Zeitalter der Zünfte über die Industrialisierung bis heute. Gestopfte Unterhosen oder vielfach geflickte Kinderstiefel vom Anfang des 20. Jahrhunderts erzählen von Not und Notwendigkeit der Reparatur. Ganz anders die japanische Goldreparatur: Eine mittels Kintsugi-Technik reparierte Teeschale aus der Edo-Periode zeigt den hohen Wert, den die japanische Kultur kunstvoll reparierten Dingen traditionell zuweist. Ein Reparatur-Beispiel kommt sogar aus dem Weltall: die spannende Geschichte der Apollo 13 Mission, bei der im Jahr 1970 die improvisierte Reparatur der Luftfilterung das Überleben der Astronauten sicherte.

Darüber hinaus erzählen verschiedene Protagonisten in der Ausstellung von ihren persönlichen Reparaturerfahrungen. So erfährt man etwa, was zu tun ist, wenn der Rollstuhl auf einer Pilgerwanderung fernab einer Werkstatt kaputtgeht, oder wie Freundinnen aus einem Mofaclub zusammen an alten Maschinen schrauben.


Der mexikanische Lurch ist ein wahrer Meister der
Selbstreparatur. SDTB / Foto: R. Spierling

Selbstreparatur bei Lebewesen
Wie Pflanzen, Tiere und andere Lebewesen sich „selbst reparieren“ ist ein weiteres spannendes Thema der Ausstellung. Deshalb ist der Axolotl das Maskottchen von „Reparieren!“ Der mexikanische Lurch ist ein
wahrer Meister der Selbstreparatur. Er kann seine Gliedmaßen in kurzer Zeit neu bilden, wenn diese abgetrennt wurden. Zwei Exemplare dieses außergewöhnlichen Tieres können in der Ausstellung besucht
und beobachtet werden. Sie werden dort artgerecht gehalten und finden im Anschluss ein neues Zuhause in der Biologie-Station einer Berliner Oberschule. Von der Mikrobe bis zur Mittagsblume wird gezeigt, dass die Selbstreparatur bei Lebewesen ganz natürlich ist und ein Vorbild für die Technik sein kann.
Einfach machen!
Viele Menschen trauen sich alltägliche Reparaturen nicht mehr zu. Ihnen fehlen die Werkzeuge oder das Wissen. Die Ausstellung lädt dazu ein, selbst Hand anzulegen und das Reparieren neu zu entdecken. An zahlreichen Mitmachstationen können die Besucherinnen und Besucher Knöpfe annähen, Tische mit bunten Mosaiksteinen kunstvoll reparieren oder herausfinden, welches Werkzeug zu welcher Schraube passt.
Eine große Mitmachwerkstatt im Zentrum der Ausstellung öffnet den Raum für neue Repariererfahrungen in Workshops, bei Vorführungen und in einem Repair-Café. Schulklassen können kostenfreie Workshops zum Thema „Reparieren“ buchen.

 Reparieren!
Ausstellung im Deutschen Technikmuseum zeigt: Reparieren ist nachhaltig und macht
Spaß! Dezember 2022 bis 3. September 2023

Deutsches Technikmuseum
Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin

www.technikmuseum.berlin

Schulklassen können ab sofort kostenfreie Reparier-Workshops buchen.

Seit dem 1. Dezember gilt im Museum der freie Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher unter 18 Jahren sowie für Jugendliche bis zum Abschluss der Schulbildung (mit Schülerausweis).

Von Redaktion