Gerademal 100 Jahre ist es her, dass die ersten Frauen ihr reguläres Kunststudium an der Berliner Kunstakademie aufnehmen konnten. Die Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ in der Alten Nationalgalerie nimmt dies zum Anlass, die Werke von Malerinnen und Bildhauerinnen in den Blick zu nehmen, die es trotz aller Widrigkeiten in die Kunstöffentlichkeit geschafft und Eingang in die Sammlung der Nationalgalerie gefunden haben.

Dora Hitz, Kirschenernte, vor 1905, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Reinhard Saczewski
Noch bis zum 8.März, als dem Internationalen Frauentag ist in der Alten Nationalgalerie die Schau eindrucksvoller Werke von Künstlerinnen aus verschiedenen Epochen zu sehen, die sich dem nach wie vor aktuellen Thema der Gleichberechtigung in der Kunst widmet. Gerade konnte Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, den 125.000sten Besucher begrüßen. Der 35jährige Antoine Pihier war eigens aus Frankreich angereist, um die Ausstellung zu besuchen.
Künstlerinnen in der Ausstellung
Die Ausstellung zeigt über 60 malerische und bildhauerische Werke von Künstlerinnen aus 140 Schaffensjahren, die alle vor 1919 entstanden sind. Einige davon sind seit Jahrzehnten Bestandteil der Dauerausstellung wie die Gemälde von Caroline Bardua, Elisabeth Jerichau-Baumann oder Sabine Lepsius. Andere werden nach langen Jahren im Depot erneut in der Alten Nationalgalerie zu sehen sein, darunter Arbeiten der Porträt- und Historienmalerinnen Friederike O’Connell oder Paula Monjé.
- Sabine Lepsius, Selbstbildnis, 1885, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders
- Käthe Kollwitz, Liebespaar II, 1913, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roland März
- Caroline Bardua, Bildnis des Malers Caspar David Friedrich, 1810, Öl auf Leinwand, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Engagement in künstlerischen Vereinigungen
Gelang zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch einigen wenigen Frauen eine exzeptionelle Karriere innerhalb eines vorwiegend männlichen Kunstbetriebs, so verschärften sich die Restriktionen für Künstlerinnen ab der Jahrhundertmitte. Der Zugang zu Kunstakademien, Stipendiensystemen und wichtigen Auftragsarbeiten wurde ihnen verwehrt. In ihrem „Kampf um Sichtbarkeit“ engagierten sie sich in künstlerischen Vereinigungen, erkämpften sich Ausstellungsmöglichkeiten und zunehmend auch die Aufmerksamkeit wichtiger Förderer sowie die damit verbundenen prestigeträchtigen Aufträge und Ankäufe.

Maria von Parmentier, Der Hafen von Dieppe, vor 1878, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Die Ausstellung würdigt auch selten oder nie gezeigte Arbeiten. Ein großer Teil der präsentierten Werke wurde noch nie in den Räumen auf der Museumsinsel präsentiert. Zahlreiche einst erfolgreiche Künstlerinnen sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten, wie die norwegische Bildhauerin Ambrosia Tønnesen, die auch in den USA erfolgreiche Salonmalerin Vilma Parlaghy oder die russische Avantgarde-Pionierin Natalija Gončarova. In ihrer Vielfalt leisteten die Künstlerinnen einen wesentlichen Beitrag zum Kunstgeschehen ihrer Zeit.
„Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“
Alte Nationalgalerie noch bis 8.März 2020
Informationen unter: www.smb.museum.de
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