Der bildenden Kunst in der DDR war eine staatstragende Funktion zugeschrieben. Die Künstler in der DDR standen im Spannungsfeld von Rollenbild , verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität. Mit „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ widmet sich das Museum Barberini der Künstlerpersönlichkeit in der DDR und ihrer Selbstinszenierung.
Zahlreiche Ausstellungen haben sich seit 1989 mit der Kunst in der DDR beschäftigt. Dabei standen zumeist politische Aspekte im Vordergrund – von der Problematik der staatlichen Auftragskunst (Berlin 1995) über den Diktaturenvergleich (Weimar 1999) bis zum oppositionellen Potential (Berlin 2016).

Erich Kissing: Leipziger am Meer, 1976–1979, , Photo: bpk / Museum der bildenden Künste, Leipzig / Bertram Kober (Punctum Leipzig), © VG BILD-KUNST, Bonn 2017
In Potsdam betrachtet man diese einmalige und nun vergangene kurze Epoche der Kunstgeschichte unter einem anderen Aspekt und beginnt damit die Erforschung zur Kunst in der DDR, die in der Kunstgeschichte unverständlicherweise immer noch kaum beachtet ist. Ausgehend vom eigenen Bestand werden über 100 Werke von 80 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt.. Das Thema wird durch vier Generationen in Gemälden, Photographie, Graphik, Collage, Skulptur und Aktionen vorgestellt.
In der ersten Ausstellung zu seinem Sammlungsschwerpunkt Kunst in der DDR nimmt das Museum Barberini die Selbstdarstellung von Künstlerinnen und Künstlern in den Blick. Der Fokus ist darauf gerichtet, wo und wie die DDR-Künstler trotz staatlicher Vorgaben Spielräume für die künstlerische Kreativität fanden und erstaunliche Ergebnisse hervorbrachten.
- Günter Firit: Selbstzerstörung, 1987, Photo: Frank Strassmann
- Harald Metzkes: Januskopf, 1977, Kunstsammlung der Berliner Volksbank, Photo: Stefan Maria Rother, Berlin, © VG BILD-KUNST, Bonn 2017
- Wolfgang Mattheuer: Das graue Fenster, 1969, Museum Barberini, © VG BILD-KUNST, Bonn 2016
Die Schau zeigt die Vielgestaltigkeit der künstlerischen Selbstbehauptung, die Künstler in einem Staat fanden, der Kunst eine politische und erzieherische Funktion zuschrieb und sie reglementierte. Doch macht die Ausstellung nicht die politischen Bedingungen zu ihrem Ausgangspunkt, sondern richtet den Blick auf die künstlerische Selbstwahrnehmung und -inszenierung. Dabei arbeitet sie heraus, wie konkret das Kunstschaffen in der DDR in der europäischen Bildtradition stand und verknüpft es so mit der Kunstgeschichte.

Trak Wendisch: Seiltänzer, 1984, , Photo: bpk / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders, © VG BILD-KUNST, Bonn 2017
Die Sicht des Künstlers auf sich selbst kommt in Selbst- und Gruppenbildnissen oder Rollenbildern zum Ausdruck. Diese in der abendländischen Kunst seit der Renaissance tradierten Bildgattungen wurden in der Malerei der DDR ebenso fortgeführt wie das Genre der Atelierbilder
Parallel zur Ausstellung zeigt das Museum Barberini als dokumentarische Präsentation die so genannte Galerie aus dem Palast der Republik. Zum Palast der Republik, dem zentralen Repräsentationsbau der DDR, gehörten 16 großformatige Bilder, die im Hauptfoyer zum Thema „Dürfen Kommunisten träumen?“ installiert waren. Künstler wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte, Werner Tübke, Walter Womacka und Hans Vent steuerten Werke bei, die von 1976 bis 1990 hier ausgestellt wurden.
- Bernhard Heisig: Ikarus, 1975, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
- Lothar Zitzmann: Weltjugendlied, 1975, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Vor dem Hintergrund dieser staatlichen Repräsentationskunst wird umso deutlicher, wie reich das Kunstleben in der DDR war, das sich jenseits davon entfaltete und in dieser bisher einmaligen und beeindruckenden Schau „Hinter der Maske“ zu sehen ist.
Hinter der Maske. Künstler in der DDR
Dokumentation: Die Galerie aus dem Palast der Republik
Noch bis 4. Februar 2018
Museum Barberini, Alter Markt, Humboldtstraße 5–6, 14467 Potsdam
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